Oberschenkelhalsbruch (2025): alles über die Symptome, Behandlung und Prävention

Oberschenkelhalsbrüche sind besonders für ältere Menschen mit vielen Komplikationen verbunden. Meistens ist eine Operation nötig. Daher lohnt es sich, einer solchen Verletzung mit einer geeigneten Sturzprophylaxe bereits frühzeitig vorzubeugen.

Oberschenkelhalsbruch: eine Seniorin mit Krücken und ihre Pflegerin
Helvetic Care

Inhaltsverzeichnis

  1. Das Wichtigste in Kürze
  2. Was ist ein Oberschenkelhalsbruch?
  3. Welche Symptome treten auf?
  4. Wie wird eine Oberschenkelhalsfraktur diagnostiziert?
  5. Behandlung: Was macht man bei einem Oberschenkelhalsbruch?
  6. Welche Komplikationen können auftreten?
  7. Welche Risikofaktoren gibt es?
  8. Häufig gestellte Fragen

Das Wichtigste in Kürze

  • Oberschenkelhalsbrüche treten häufig im Alter auf.
  • Sie werden meist operativ behandelt.
  • Es können viele Komplikationen auftreten. Die Sterblichkeit ist hoch.
  • Risikofaktoren sind Vorerkrankungen und insbesondere die Sturzgefahr in der häuslichen Umgebung.
  • Bleiben Sie daher aktiv und achten Sie auf eine gute Sturzprophylaxe.

Was ist ein Oberschenkelhalsbruch?

Ein Oberschenkelhalsbruch (in der Fachsprache: Schenkel- oder Femurhalsfraktur) ist die häufigste Bruchart des Oberschenkels und eine typische Verletzung von älteren Menschen. Der Oberschenkelhals stellt die Verbindung zwischen dem langen Oberschenkelknochen (Femur) mit dem Hüftgelenk her. Bei einer Oberschenkelhalsfraktur bricht der Oberschenkelkopf vom Schenkelhals ab. 

Ursache einer solchen Verletzung ist mehrheitlich ein Sturz auf die Hüfte oder auf das gestreckte oder abgespreizte Bein. Bei schlechter Knochenqualität, zum Beispiel aufgrund von Osteoporose oder einem Knochentumor, kann sich ein solcher Bruch auch schleichend entwickeln. Bei jungen Patienten tritt er meist nach einem Unfall oder infolge eines Knochentumors auf.

Frauen sind viermal öfter Opfer dieser Verletzung als Männer: Das Lebenszeitrisiko für diesen Knochenbruch liegt für Frauen bei 11 bis 23 %, für Männer bei 5 bis 11 %. Jede zweite an Osteoporose erkrankte Frau bricht sich den Oberschenkelhals und jeder 5. an Osteoporose erkrankte Mann.

Oberschenkelbruch und Oberschenkelhalsbruch: Was ist der Unterschied?

Die folgende Grafik zeigt, wie ein Oberschenkelknochen aufgebaut ist. Bei einem Oberschenkelhalsbruch befindet sich die Fraktur im Knochenstück zwischen dem Trochanter major (grosser Rollhügel) und dem Femurkopf (Oberschenkelkopf). 

Beim Oberschenkelbruch (Fermurfraktur) ist das Knochenstück unterhalb des Trochanter majors betroffen. 

Die Anatomie eines Schenkelhalses. Bildquelle: OrthoPat/wikipedia 

Die Anatomie eines Schenkelhalses. Bildquelle: OrthoPat/wikipedia 

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Welche Symptome treten auf?

Die Patienten klagen über starke Schmerzen im Hüft- und Beckenbereich oder in den Leisten. Das Bein ist häufig auffällig verkürzt und nach aussen gedreht, im Liegen zeigen die Zehenspitzen nach aussen. Der Patient kann das Bein meist nicht mehr belasten und gar nicht oder nur sehr eingeschränkt bewegen. Bei passiver Bewegung durch den Arzt treten sehr starke Schmerzen auf.

Bei eingestauchten Brüchen sind die Knochenteile nicht ineinander verkeilt und nicht deutlich abgekippt. Hier können möglicherweise nur geringe oder gar keine Schmerzen auftreten, oft können die Patienten das Bein sogar noch belasten. Dies ist besonders gefährlich, da der Bruch dann erst sehr spät behandelt wird.


Wie wird eine Oberschenkelhalsfraktur diagnostiziert?

Beim Verdacht auf eine Oberschenkelhalsfraktur sollten Sie sofort Ihren Hausarzt zurate ziehen. Der Facharzt für Knochenbrüche ist der Orthopäde. Falls Sie bei keinem der beiden vorstellig werden können, müssen Sie sich an die Unfallchirurgie im Spital wenden. Schieben Sie den Besuch nicht auf!

Der behandelnde Arzt trifft aufgrund der Symptome meist schnell eine Verdachtsdiagnose. Er überprüft, ob Nerven und Gefässe mitbetroffen sind und testet dafür den Puls und die Sensibilität in den Beinen.

Bei der Untersuchung sollten Sie sich auf die folgenden Fragen einstellen:

Formen und Schweregrade der Oberschenkelhalsfraktur

Es gibt zwei Formen der Schenkelhalsfraktur: 

Diese Röntgenaufnahme zeigt eine mediale Schenkelhalsfraktur ohne Verschiebung oder Verdrehung (siehe roter Pfeil). Quelle: wikipedia/Sjoehest

Diese Röntgenaufnahme zeigt eine mediale Schenkelhalsfraktur ohne Verschiebung oder Verdrehung (siehe roter Pfeil). Quelle: wikipedia/Sjoehest

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Der Bruch ist beim Röntgen meistens sehr gut zu erkennen. Bei fortgeschrittener Osteoporose sind die Knochen aber möglicherweise nur gering zueinander verschoben und der Bruch gar nicht oder nur sehr schwer auf dem Röntgenbild zu sehen. Dann kann der Einsatz von Computertomografie (CT) oder Magnetresonanztomografie (MRT) sinnvoll sein.

Ärzte unterscheiden drei Schweregrade der Verletzung. Diese sind nach dem deutschen Chirurgen Friedrich Pauwels benannt:


Behandlung: Was macht man bei einem Oberschenkelhalsbruch?

Die Behandlung des Bruchs ist abhängig von der Schwere der Verletzung und dem Alter und Allgemeinzustand der Patientin oder des Patienten.  In den meisten Fällen ist eine Operation nötig, seltener wird er konservativ behandelt.

Konservative Therapie

Die konservative Therapie erfolgt ohne Operation. Sie ist nur möglich nur bei eingestauchten Brüchen und wenn der Bruch stabil und nicht verschoben ist oder wenn der Allgemeinzustand des Patienten keine Operation zulässt.

Bei der konservativen Therapie wird das Bein geschient, bis der Bruch ausgeheilt ist. Parallel dazu erhält der Patient Schmerzmittel und eine Thromboseprophylaxe. Der Patient muss konsequente Bettruhe halten. Nach dem Abheilen wird er schrittweise durch Physiotherapie mobilisiert.

Diese Behandlungsmethode ist nicht ohne Risiko, da sich die Bruchstelle bei der Ausheilung wieder verschieben und eine Operation nötig werden kann. Deshalb ist es wichtig, die Heilung regelmässig durch Röntgenbilder zu kontrollieren. Die lange Bettruhe kann dazu führen, dass sich die Patienten wund liegen, an starkem Muskelschwund leiden und sich aufgeben.

Operative Therapie

In den meisten Fällen wird ein Oberschenkelhalsfraktur operativ behandelt. Die Art der OP macht der behandelnde Arzt dabei abhängig von verschiedenen Faktoren:

Man unterscheidet zwei Formen der operativen Therapie:

Bei dieser Röntgenaufnahme wurde der Schenkelbruch mit Schrauben fixiert. Quelle: wikipedia/user: Sjoehest

Bei dieser Röntgenaufnahme wurde der Schenkelbruch mit Schrauben fixiert. Quelle: wikipedia/user: Sjoehest

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Weiterbehandlung und Dauer des Spitalaufenthaltes

Wie lange man nach der Operation im Spital bleiben muss, ist verschieden. Die Dauer des Spitalaufenthaltes liegt im Schnitt bei 12 bis 13 Tagen. 

Schon kurz nach dem operativen Eingriff wird die Mobilisierung des Patienten eingeleitet. So wird der Kreislauf- und Bewegungsapparat in Schwung gebracht. Das Bein kann meist spätestens einen Tag nach der Operation wieder vollständig oder teilweise belastet werden. Der Patient erhält gegebenenfalls Schmerzmittel und auf jeden Fall eine Thromboseprophylaxe.

Eine anschliessende Reha ist besonders für alleinstehende Senioren ohne Hilfe im Haushalt sinnvoll. Bei Osteoporose wird in der Reha für einen Knochen- und Muskelaufbau gesorgt, um weiteren Stürzen vorzubeugen. Manchmal ist nach einem Oberschenkelhalsbruch auch ein zeitlich beschränkter Aufenthalt im Pflegeheim nötig. In diesem Ratgeber erfahren Sie alles zur Kurzzeitpflege in der Schweiz.  


Welche Komplikationen können auftreten?

Ein gebrochener Oberschenkelhals ist ein Notfall und muss immer als solcher behandelt werden. Das Risiko für Komplikationen steigt in den meisten Fällen signifikant, wenn nicht innerhalb von 6 bis 24 Stunden nach dem Bruch operiert wird.

Eine solche Fraktur muss genauso schnell behandelt werden wie ein Schlaganfall. Falls das Spital trotz eindeutiger Diagnose keine weiteren Schritte ergreift, sollte der Patient unbedingt das Spital wechseln.

Bei einem Oberschenkelhalsbruch sind lebensgefährliche Komplikationen möglich. Die Sterblichkeit ist hoch: Etwa 10 % der Patienten versterben in den ersten 30 Tagen nach einer derartigen Verletzung, innerhalb eines Jahres versterben 40 % an den Folgen. Die Prognosen für junge Patienten sind hingegen sehr gut.

Bei Seniorinnen und Senioren ist durch eine eingeschränkte Mobilität oft ihre Selbstständigkeit gefährdet: Viele sind nicht mehr gehfähig oder sogar bettlägerig.

Folgende Komplikationen sind möglich:

  • fehlende Frakturheilung (die Bruchenden heilen nicht zusammen, sondern bleiben gegeneinander beweglich)
  • nach längerer Zeit Hüftgelenksarthrose
  • Schmerzen im Bein oder der Hüfte
  • ein verändertes Gangbild
  • bleibende Fehlstellungen
  • Venenthrombosen
  • Lungenembolien
  • Lungenentzündungen
  • Gelenkkopfnekrosen (Absterben des Knochens)
  • Herz-Kreislauf-Probleme
  • Druckgeschwüre (Dekubitus) durch das lange Liegen besonders bei konservativer Behandlungsmethode
  • Harnwegsinfekte, die zu einer Blutvergiftung (Sepsis) führen können

Sturzpatienten, bei denen die Verletzung durch einen Sturz aufgetreten ist, haben häufig Angst, wieder aktiv zu sein und womöglich erneut zu stürzen. Viele Reha-Einrichtungen bieten daher Massnahmen an, um die Sturzangst aktiv zu überwinden.


Welche Risikofaktoren gibt es?

Vor allem ältere Menschen sind von dieser Verletzung betroffen. Oft reicht ein banaler Sturz schon aus, um sich diesen Bruch zuzuziehen. Etwa jede dritte selbstständig lebende Person über 65 Jahre stürzt mindestens einmal im Jahr.

Risikofaktoren für Stürze im Alter sind vielfältig:

Sind Sie sturzgefährdet?

Eine persönliche Sturzgefahr aufgrund körperlicher Schwäche liegt zum Beispiel vor, wenn Sie mindestens einen dieser Punkte mit Nein beantworten müssen:

    • Schaffen Sie einen Weg von 10 m in weniger als 10 Sekunden?
    • Können Sie länger als 5 Sekunden auf einem Bein stehen?
    • Können Sie innerhalb von 11 Sekunden fünfmal aufstehen und sich wieder hinsetzen?

Ein weiterer grosser Risikofaktor für eine Oberschenkelhalsfraktur ist Osteoporose (Knochenschwund). Dabei nimmt die Knochendichte allgemein ab und es kommt sehr viel leichter zu Knochenbrüchen. Während bei jungen Menschen noch eine grosse Krafteinwirkung (zum Beispiel bei einem Unfall) nötig ist, um eine solche Verletzung zu verursachen, sind bei Patienten mit Osteoporose oft schon kleinere Stürze ausreichend.

Die Grafik zeigt, wie hoch das Sturzrisiko von älteren Menschen ist. Quelle: BFS

Die Grafik zeigt, wie hoch das Sturzrisiko von älteren Menschen ist. Quelle: BFS


Wie kann man Risikofaktoren minimieren?

Durch eine Prophylaxe gegen gefährliche Stürze kann man sein Risiko für eine derartige Verletzung am ehesten senken.

Tipps zur Sturzprophylaxe

  • Steigern Sie Ihre körperliche Fitness. Trainieren Sie Ihre Koordination, Muskelstärke, Beweglichkeit und Reaktionsgeschwindigkeit. Üben Sie das Gehen auf verschiedenen Untergründen.
  • Lassen Sie Ihren Haushalt von Fachleuten auf Stolperfallen überprüfen. Sorgen Sie für eine barrierefreie Wohnumgebung. Lassen Sie Haltegriffe installieren. Montieren Sie Einstiegshilfen und Sitzgelegenheiten für Badewanne und Dusche und lassen Sie, falls möglich, die Badewanne zur Dusche umbauen. Nachtlichter können Sie davon abhalten, bei Dunkelheit schlaftrunken zu taumeln. Lassen Sie für den Notfall einen Hausnotruf installieren.
  • Lassen Sie Ihre Sehhilfe regelmässig vom Augenarzt überprüfen. Nur mit einer guten Sicht können Sie Hindernisse erkennen.
  • Besorgen Sie sich Hilfsmittel wie einen Gehstock, Rollator oder eine Greifzange.
  • Achten Sie zu Hause auf rutschfeste Socken und draussen auf wettergerechtes Schuhwerk.
  • Verzichten Sie auf Alkohol und Nikotin.
  • Behalten Sie die Nebenwirkungen und Wechselwirkungen Ihrer Medikamente im Blick und lassen Sie sich bezüglich einer Sturzgefahr von Ihrem Arzt beraten.
  • Tragen Sie Hüftprotektoren, wenn Sie zu Stürzen neigen.
  • Ernähren Sie sich gesund und knochenstärkend (zum Beispiel mit ausreichend Kalzium), um das Auftreten von Osteoporose zu vermeiden. Sorgen Sie für eine ausreichende Zufuhr mit Vitamin D (gegebenenfalls auch mit Nahrungsergänzungsmitteln).

Häufig gestellte Fragen

Wer ist besonders von Oberschenkelhalsfrakturen betroffen?

Diese Verletzung tritt meist bei älteren Menschen auf, besonders anfällig sind Senioren mit Osteoporose.

Warum ist diese Verletzung so gefährlich?

Im Zuge einer Oberschenkelhalsfraktur kann es zu verschiedenen Komplikationen kommen. Am gefährlichsten sind dabei Infektionen und Thrombosen. So kommt es zu einer hohen Sterblichkeit von 40 %.

Wie kann ich mich davor schützen?

Einen hundertprozentigen Schutz gegen einen Knochenbruch gibt es natürlich nicht. Durch eine geeignete Sturzprophylaxe können Sie aber dafür sorgen, dass es gar nicht erst zu einem Sturz kommt. Diese sind meistens die Ursachen für Oberschenkelhalsbrüche.

Wie lange dauert es, bis ein Oberschenkelhalsbruch geheilt ist?

Bis zur vollständigen Heilung kann es je nach Behandlung mehrere Wochen oder Monate dauern. In der Regel sind es aber zwischen sechs und acht Wochen. Bei betagten Personen können die Folgen eines Oberschenkelhalsbruches aber über ein Jahr dauern. 

Wie lange dauert es, bis man nach einem Oberschenkelhalsbruch wieder laufen kann?

Bei einer konservativen Therapie ist eine längere Bettruhe nötig. Wird der Bruch operiert, kann das Bein hingegen einen Tag nach der Operation wieder vollständig oder teilweise belastet werden. Wichtig ist Physiotherapie, um möglichst bald wieder laufen zu können. 


Fazit: Sturzprophylaxe für ein selbstbestimmtes Alter

Eine Oberschenkelhalsfraktur kann im Alter sehr gefährlich werden. Die Sterblichkeit nach dieser Verletzung ist hoch und oftmals bleibt die Mobilität sehr eingeschränkt. Die meisten Verletzungen dieser Art entstehen durch Stürze im Haushalt.

Daher ist es besonders wichtig, sich stets einer guten Sturzprophylaxe bewusst zu sein und entsprechende Massnahmen zu ergreifen. Eine barrierefreie Umgebung, der Erhalt der allgemeinen Fitness, eine gesunde und ausgewogene Ernährung im Alter sowie die bewusste Auswahl unterstützender Hilfsmittel machen einen grossen Unterschied. So können Sie entscheidend dazu beitragen, Ihr Sturzrisiko zu minimieren.

Wer rastet, der rostet! Getreu diesem Sprichwort sollten Sie darauf achten, aktiv zu bleiben. So können Sie Ihre Mobilität bis ins hohe Alter erhalten.