Ein Oberschenkelhalsbruch (in der Fachsprache: Schenkel- oder Femurhalsfraktur) ist die häufigste Bruchart des Oberschenkels und eine typische Verletzung von älteren Menschen. Der Oberschenkelhals stellt die Verbindung zwischen dem langen Oberschenkelknochen (Femur) mit dem Hüftgelenk her. Bei einer Oberschenkelhalsfraktur bricht der Oberschenkelkopf vom Schenkelhals ab.
Ursache einer solchen Verletzung ist mehrheitlich ein Sturz auf die Hüfte oder auf das gestreckte oder abgespreizte Bein. Bei schlechter Knochenqualität, zum Beispiel aufgrund von Osteoporose oder einem Knochentumor, kann sich ein solcher Bruch auch schleichend entwickeln. Bei jungen Patienten tritt er meist nach einem Unfall oder infolge eines Knochentumors auf.
Frauen sind viermal öfter Opfer dieser Verletzung als Männer: Das Lebenszeitrisiko für diesen Knochenbruch liegt für Frauen bei 11 bis 23 %, für Männer bei 5 bis 11 %. Jede zweite an Osteoporose erkrankte Frau bricht sich den Oberschenkelhals und jeder 5. an Osteoporose erkrankte Mann.
Die folgende Grafik zeigt, wie ein Oberschenkelknochen aufgebaut ist. Bei einem Oberschenkelhalsbruch befindet sich die Fraktur im Knochenstück zwischen dem Trochanter major (grosser Rollhügel) und dem Femurkopf (Oberschenkelkopf).
Beim Oberschenkelbruch (Fermurfraktur) ist das Knochenstück unterhalb des Trochanter majors betroffen.
Die Anatomie eines Schenkelhalses. Bildquelle: OrthoPat/wikipedia
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Die Patienten klagen über starke Schmerzen im Hüft- und Beckenbereich oder in den Leisten. Das Bein ist häufig auffällig verkürzt und nach aussen gedreht, im Liegen zeigen die Zehenspitzen nach aussen. Der Patient kann das Bein meist nicht mehr belasten und gar nicht oder nur sehr eingeschränkt bewegen. Bei passiver Bewegung durch den Arzt treten sehr starke Schmerzen auf.
Bei eingestauchten Brüchen sind die Knochenteile nicht ineinander verkeilt und nicht deutlich abgekippt. Hier können möglicherweise nur geringe oder gar keine Schmerzen auftreten, oft können die Patienten das Bein sogar noch belasten. Dies ist besonders gefährlich, da der Bruch dann erst sehr spät behandelt wird.
Beim Verdacht auf eine Oberschenkelhalsfraktur sollten Sie sofort Ihren Hausarzt zurate ziehen. Der Facharzt für Knochenbrüche ist der Orthopäde. Falls Sie bei keinem der beiden vorstellig werden können, müssen Sie sich an die Unfallchirurgie im Spital wenden. Schieben Sie den Besuch nicht auf!
Der behandelnde Arzt trifft aufgrund der Symptome meist schnell eine Verdachtsdiagnose. Er überprüft, ob Nerven und Gefässe mitbetroffen sind und testet dafür den Puls und die Sensibilität in den Beinen.
Bei der Untersuchung sollten Sie sich auf die folgenden Fragen einstellen:
Es gibt zwei Formen der Schenkelhalsfraktur:
Diese Röntgenaufnahme zeigt eine mediale Schenkelhalsfraktur ohne Verschiebung oder Verdrehung (siehe roter Pfeil). Quelle: wikipedia/Sjoehest
Der Bruch ist beim Röntgen meistens sehr gut zu erkennen. Bei fortgeschrittener Osteoporose sind die Knochen aber möglicherweise nur gering zueinander verschoben und der Bruch gar nicht oder nur sehr schwer auf dem Röntgenbild zu sehen. Dann kann der Einsatz von Computertomografie (CT) oder Magnetresonanztomografie (MRT) sinnvoll sein.
Ärzte unterscheiden drei Schweregrade der Verletzung. Diese sind nach dem deutschen Chirurgen Friedrich Pauwels benannt:
Die Behandlung des Bruchs ist abhängig von der Schwere der Verletzung und dem Alter und Allgemeinzustand der Patientin oder des Patienten. In den meisten Fällen ist eine Operation nötig, seltener wird er konservativ behandelt.
Die konservative Therapie erfolgt ohne Operation. Sie ist nur möglich nur bei eingestauchten Brüchen und wenn der Bruch stabil und nicht verschoben ist oder wenn der Allgemeinzustand des Patienten keine Operation zulässt.
Bei der konservativen Therapie wird das Bein geschient, bis der Bruch ausgeheilt ist. Parallel dazu erhält der Patient Schmerzmittel und eine Thromboseprophylaxe. Der Patient muss konsequente Bettruhe halten. Nach dem Abheilen wird er schrittweise durch Physiotherapie mobilisiert.
Diese Behandlungsmethode ist nicht ohne Risiko, da sich die Bruchstelle bei der Ausheilung wieder verschieben und eine Operation nötig werden kann. Deshalb ist es wichtig, die Heilung regelmässig durch Röntgenbilder zu kontrollieren. Die lange Bettruhe kann dazu führen, dass sich die Patienten wund liegen, an starkem Muskelschwund leiden und sich aufgeben.
In den meisten Fällen wird ein Oberschenkelhalsfraktur operativ behandelt. Die Art der OP macht der behandelnde Arzt dabei abhängig von verschiedenen Faktoren:
Man unterscheidet zwei Formen der operativen Therapie:
Bei dieser Röntgenaufnahme wurde der Schenkelbruch mit Schrauben fixiert. Quelle: wikipedia/user: Sjoehest
Hier finden Sie die Bildquelle.
Wie lange man nach der Operation im Spital bleiben muss, ist verschieden. Die Dauer des Spitalaufenthaltes liegt im Schnitt bei 12 bis 13 Tagen.
Schon kurz nach dem operativen Eingriff wird die Mobilisierung des Patienten eingeleitet. So wird der Kreislauf- und Bewegungsapparat in Schwung gebracht. Das Bein kann meist spätestens einen Tag nach der Operation wieder vollständig oder teilweise belastet werden. Der Patient erhält gegebenenfalls Schmerzmittel und auf jeden Fall eine Thromboseprophylaxe.
Eine anschliessende Reha ist besonders für alleinstehende Senioren ohne Hilfe im Haushalt sinnvoll. Bei Osteoporose wird in der Reha für einen Knochen- und Muskelaufbau gesorgt, um weiteren Stürzen vorzubeugen.
Ein gebrochener Oberschenkelhals ist ein Notfall und muss immer als solcher behandelt werden. Das Risiko für Komplikationen steigt in den meisten Fällen signifikant, wenn nicht innerhalb von 6 bis 24 Stunden nach dem Bruch operiert wird.
Eine solche Fraktur muss genauso schnell behandelt werden wie ein Schlaganfall. Falls das Spital trotz eindeutiger Diagnose keine weiteren Schritte ergreift, sollte der Patient unbedingt das Spital wechseln.
Bei einem Oberschenkelhalsbruch sind lebensgefährliche Komplikationen möglich. Die Sterblichkeit ist hoch: Etwa 10 % der Patienten versterben in den ersten 30 Tagen nach einer derartigen Verletzung, innerhalb eines Jahres versterben 40 % an den Folgen. Die Prognosen für junge Patienten sind hingegen sehr gut.
Bei Seniorinnen und Senioren ist durch eine eingeschränkte Mobilität oft ihre Selbstständigkeit gefährdet: Viele sind nicht mehr gehfähig oder sogar bettlägerig.
Sturzpatienten, bei denen die Verletzung durch einen Sturz aufgetreten ist, haben häufig Angst, wieder aktiv zu sein und womöglich erneut zu stürzen. Viele Reha-Einrichtungen bieten daher Massnahmen an, um die Sturzangst aktiv zu überwinden.
Vor allem ältere Menschen sind von dieser Verletzung betroffen. Oft reicht ein banaler Sturz schon aus, um sich diesen Bruch zuzuziehen. Etwa jede dritte selbstständig lebende Person über 65 Jahre stürzt mindestens einmal im Jahr.
Eine persönliche Sturzgefahr aufgrund körperlicher Schwäche liegt zum Beispiel vor, wenn Sie mindestens einen dieser Punkte mit Nein beantworten müssen:
Ein weiterer grosser Risikofaktor für eine Oberschenkelhalsfraktur ist Osteoporose (Knochenschwund). Dabei nimmt die Knochendichte allgemein ab und es kommt sehr viel leichter zu Knochenbrüchen. Während bei jungen Menschen noch eine grosse Krafteinwirkung (zum Beispiel bei einem Unfall) nötig ist, um eine solche Verletzung zu verursachen, sind bei Patienten mit Osteoporose oft schon kleinere Stürze ausreichend.
Die Grafik zeigt, wie hoch das Sturzrisiko von älteren Menschen ist. Quelle: BFS
Durch eine Prophylaxe gegen gefährliche Stürze kann man sein Risiko für eine derartige Verletzung am ehesten senken.
Diese Verletzung tritt meist bei älteren Menschen auf, besonders anfällig sind Senioren mit Osteoporose.
Im Zuge einer Oberschenkelhalsfraktur kann es zu verschiedenen Komplikationen kommen. Am gefährlichsten sind dabei Infektionen und Thrombosen. So kommt es zu einer hohen Sterblichkeit von 40 %.
Einen hundertprozentigen Schutz gegen einen Knochenbruch gibt es natürlich nicht. Durch eine geeignete Sturzprophylaxe können Sie aber dafür sorgen, dass es gar nicht erst zu einem Sturz kommt. Diese sind meistens die Ursachen für Oberschenkelhalsbrüche.
Bis zur vollständigen Heilung kann es je nach Behandlung mehrere Wochen oder Monate dauern. In der Regel sind es aber zwischen sechs und acht Wochen. Bei betagten Personen können die Folgen eines Oberschenkelhalsbruches aber über ein Jahr dauern.
Bei einer konservativen Therapie ist eine längere Bettruhe nötig. Wird der Bruch operiert, kann das Bein hingegen einen Tag nach der Operation wieder vollständig oder teilweise belastet werden. Wichtig ist Physiotherapie, um möglichst bald wieder laufen zu können.
Eine Oberschenkelhalsfraktur kann im Alter sehr gefährlich werden. Die Sterblichkeit nach dieser Verletzung ist hoch und oftmals bleibt die Mobilität sehr eingeschränkt. Die meisten Verletzungen dieser Art entstehen durch Stürze im Haushalt.
Daher ist es besonders wichtig, sich stets einer guten Sturzprophylaxe bewusst zu sein und entsprechende Massnahmen zu ergreifen. Eine barrierefreie Umgebung, der Erhalt der allgemeinen Fitness, eine gesunde und ausgewogene Ernährung im Alter sowie die bewusste Auswahl unterstützender Hilfsmittel machen einen grossen Unterschied. So können Sie entscheidend dazu beitragen, Ihr Sturzrisiko zu minimieren.
Wer rastet, der rostet! Getreu diesem Sprichwort sollten Sie darauf achten, aktiv zu bleiben. So können Sie Ihre Mobilität bis ins hohe Alter erhalten.
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