Der gutartige, anfallsweise auftretende Lagerungsschwindel hat viele wissenschaftliche Namen:
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Der Lagerungsschwindel ist eine Erkrankung des Innenohrs, wobei er in der Regel harmlos ist und nach wenigen Tagen oder Wochen wieder verschwindet. Der Begriff 'benigne' steht für gutartig. Allerdings ist er sehr unangenehm. Genau genommen handelt es sich um einen Drehschwindel oder Schwankschwindel, der deutlich mehr Frauen als Männer befällt.
Vermutet wird, dass sich im Innenohr die kleinen Kristalle, auch Otokonien, Statolithen oder Otholiten genannt, ablösen und so in die Bogengänge des Innenohrs gelangen. Hier bewegen sie sich bei jeder Bewegung hin und her, wodurch Bewegungsreize an das Gehirn gesendet werden. Da dieses aber vom Körper keine weitere Lageveränderung gemeldet bekommt, ist es irritiert und produziert einen Schwindel (Vertigo).
Wenn der Mensch und damit die Otokonien älter werden, häufen sich diese Ablösevorgänge im Innenohr. Damit werden auch die Schwindelanfälle häufiger, da das Gleichgewichtsorgan in unmittelbarer Nähe liegt und durch die drei Bogengänge des Innenohrs beeinflusst wird. Die Ablösungen können jedoch ebenso Kinder oder jüngere Menschen treffen. Interessanterweise bekommen diese damit kaum solche Schwierigkeiten wie Senioren. Häufiger tritt der Lagerungsschwindel etwa ab einem Alter von 55 Jahren auf.
Es gibt mehrere mögliche Ursachen für diese Ablösung der Otokonien. Interessanterweise ist zum Thema Ablösung noch nicht alles in der Wissenschaft abschliessend geklärt. Der Lagerungsschwindel lässt sich aber recht gut behandeln.
Die häufigsten Auslöser auf einen Blick.
Vom bereits erwähnten gutartigen Lagerungsschwindel unterscheidet man manchmal einen bösartigen Lagerungsschwindel. Im Folgenden werden die Unterschiede dieser beider Unterformen kurz erläutert.
Der Lagerungsschwindel ist in der Regel lästig, aber harmlos. Deshalb wird er meistens als gutartig bezeichnet. Ausserdem geht er in vergleichsweise kurzer Zeit wieder weg. Häufig sind die Symptome bereits verschwunden, wenn der Betroffene endlich einen Termin beim Hausarzt erhält.
Trotzdem sollte er den Gang zum Arzt nicht aufschieben. Denn dieser hilft dem Patienten, aktiv etwas gegen den Schwindel zu unternehmen, statt nur im Bett auf Besserung zu warten.
Medizinisch gesehen gibt es keinen bösartigen Lagerungsschwindel. Als bösartig wird ein Lagerungsschwindel aber dann bezeichnet, wenn er besonders hartnäckig ist und dadurch beruflich wie privat negative Folgen nach sich zieht. Darunter fallen Krankmeldungen und Stress ebenso wie gefährliche Stürze.
Da ein Lagerungsschwindel an sich jedoch ungefährlich ist, wird im Folgenden stets von einem gutartigen Lagerungsschwindel gesprochen. Denn in der Regel klingt ein Lagerungsschwindel irgendwann ab, weil die Otokonien einen Platz gefunden haben und zur Ruhe gekommen sind.
Lagerungsschwindel kann leicht erkannt, aber ebenso auch falsch diagnostiziert werden. Schliesslich tritt ein Schwindel auch bei anderen Krankheiten auf. Daher sollte der Hausarzt oder der HNO-Arzt (Hals-Nasen-Ohrenarzt) aufgesucht werden.
Ein kleiner Selbsttest: Der Lagerungsschwindel ist gerade am Anfang bereits in liegender Position und bei minimalen Bewegungen des Kopfes zu spüren. Drehen sich Betroffene im Bett, dreht sich plötzlich im Kopf ein Karussell.
Auch beim Aufstehen ist er sehr unangenehm und der eine oder andere muss sich an der Wand oder Tür festhalten, um nicht umzusinken. Das Gleichgewicht ist in solchen Momenten nicht gewährleistet. Manchen Patienten wird sogar schlecht und sie müssen sich häufiger übergeben. Ausserdem können sich die Betroffenen kaum bücken, ohne dass wieder ein Schwindel auftritt. Zusätzlich kann der Betroffene stark schwitzen oder er leidet unter Angst.
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Zu unseren AngebotenDas Ganze dauert oft nur einige Sekunden bis zu einer Minute. Daher nennt man das Auftreten anfallsartig oder paroxysmal. Zudem erfolgt häufiger ein Nystagmus. Darunter versteht man das unkontrollierte Zittern der Augen.
Bleibende körperliche Schäden sind beim gutartigen Lagerungsschwindel nicht zu erwarten. Auch wird jemandem normalerweise nicht schwarz vor den Augen, er verliert ebenso nicht das Bewusstsein. Aus dem Schwindel entstehende jedoch Stressgefühle und gefährliche Stürze können Folgeschäden sein.
Bei weiteren Problemen, zum Beispiel mit den Augen oder Nerven, sollte unbedingt ein Arzt hinzugezogen werden. Ebenfalls wenn Lähmungserscheinungen auftreten sollten.
Wie bereits erwähnt, sind Frauen wesentlich häufiger betroffen als Männer. Zudem tritt der Lagerungsschwindel meist zwischen dem 50. und 60. Lebensjahr auf, wobei er auch in anderen Altersstufen vorkommt. Bis zu 50 Prozent der Patienten müssen damit rechnen, dass der Schwindel innerhalb von zwei Jahren erneut auftritt.
In der Regel hält der Lagerungsschwindel nur für kurze Zeit an. Es lohnt sich jedoch (vom Arzt angeleitete) Übungen durchzuführen. Dies kann die Heilung beschleunigen.
Der zuständige Arzt für einen Lagerungsschwindel ist der HNO-Arzt. Wer lieber seinen Hausarzt besucht, ist dort zunächst ebenfalls an einer guten Adresse. Eventuell wird der Hausarzt eine Überweisung ausstellen.
Folgende Untersuchungsmethoden bzw. Hilfsmittel helfen dem behandelnden Arzt dabei, einen Lagerungsschwindel zu erkennen:
Wird ein Lagerungsschwindel vermutet, wird vom Arzt zunächst eine sogenannte Dix-Hallpike-Lagerungsprobe durchgeführt. Dabei werden die Augen auf schnelle, unkontrollierte Bewegungen (Nystagmus) hin untersucht.
Bei dieser Untersuchungsmethode sitzt der Patient auf der Liege. Der Kopf ist etwas nach hinten überstreckt und leicht seitlich geneigt. Dann erfolgt mit seiner Zustimmung ein schneller Wechsel in eine liegende Position. Der Kopf ragt dabei über die Liege hinaus.
Nun sollte sich ein Lagerungsschwindel sowie gegebenenfalls ein Nystagmus einstellen und innerhalb von rund einer Minute wieder vergehen. Dieses Dix-Hallpike-Manöver wird auf beiden Körperseiten durchgeführt. Es erreicht eine Erfolgsquote von fast 90 Prozent.
Die Frenzelbrille wird auch Nystagmusbrille nach Frenzel genannt und erlaubt es dem behandelnden Arzt, den Nystagmus genauer zu erkennen. Die Lichtquelle in der Brille wird mit einer Batterie oder einer externen Stromversorgung betrieben. Die Gläser selbst sind von starker Brechung, sodass Lidschlag und Augenbewegungen gut beobachtet werden können.
Steht die Diagnose, werden diverse Massnahmen ergriffen. Falls der Arzt nicht selbst etwas unternimmt oder unternehmen kann, verschreibt er eine Physiotherapie. Möglich ist auch, dass der Patient Medikamente gegen den Schwindel und die Übelkeit erhält.
Ersteres ist sicherlich sinnvoll. Allerdings haben Medikamente gegen den Schwindel auch Nachteile. Das Schwindelgefühl wird dabei unterdrückt, sodass sich der Körper nicht mehr anpassen kann. Dadurch kann der Lagerungsschwindel länger dauern, als wenn man ihn mit anderen Methoden behandelt.
Gegen den Lagerungsschwindel gibt es zwei häufig empfohlene Übungen, die interessanterweise bewusst einen Drehschwindel hervorrufen sollen, damit der Körper lernt, damit besser umzugehen.
Die gängigsten Übungen sind:
Diese Übungen haben zum Zweck, die Kristalle, die im Ohr an einer sensiblen Stelle herumschwimmen, aus dem Verkehr zu ziehen beziehungsweise sie an einen für das Gleichgewichtsorgan ungefährlicheren Ort zu bugsieren.
Keine dieser Übungen sollte am Anfang allein durchgeführt werden, wenn die Schwindelattacken noch recht heftig sind oder vielleicht sogar Übelkeit auftritt. Später dürfen und sollen sie zu Hause durchgeführt werden.
In diesem Video werden die Übungen gezeigt.
Bei dieser Übung ist es wichtig, die Kopfbewegungen möglichst rasch auszuführen, damit der Schwindel auftritt. Es handelt sich um einen Bewegungsablauf in fünf Stufen. Diese Übung kann mehrmals täglich durchgeführt werden. Oft vergeht der Lagerungsschwindel dadurch nach maximal zehn Tagen.
Falls der Schwindel bei dieser Übung zu stark wird oder Übelkeit auftritt, ist es ratsamer, nur das nachstehende Sémont-Manöver auszuführen.
Die Physiotherapie hält etliche weitere Übungen bereit, die jeder zu Hause machen kann. Dabei werden teilweise ebenfalls schnelle Kopfbewegungen durchgeführt oder der Körper bewegt sich.
Bei dieser Übung soll zunächst ein Punkt an der Wand fixiert werden. Dann dreht sich der Körper rasch einmal um die eigene Achse, beispielsweise auf einem Drehstuhl. Dabei verbleibt der Blick und damit der Kopf so lange wie möglich in seiner Position.
Dann dreht sich der Kopf ebenfalls blitzschnell und fixiert sofort wieder den Punkt an der Wand, noch bevor der Körper ganz herumgedreht ist.
Bei dieser Übung ist Vorsicht geboten. Wer sich nicht sicher drehen kann, ohne zu stürzen, sollte mit der Übung noch so lange warten, bis der Schwindel schwächer geworden ist.
Wenn Platz genug vorhanden ist, geht der Patient rasch drei bis fünf Schritte in eine Richtung und dreht sich dann abrupt um. Nun geht es in die andere Richtung und wieder wird gedreht. Dies kann ein paar Mal durchgeführt werden.
Auch diese Übung ist nur geeignet, wenn sich die betroffene Person dafür sicher genug fühlt.
Einen Lagerungsschwindel lässt sich auch mit einem Therapierad, genannt Rotundum, behandeln. Im oben stehenden Video sehen Sie, wie dies funktioniert.
Im Rotundum ist ein gepolsterter Stuhl befestigt. Wer sich hinsetzt, platziert den Kopf in einer Halterung, wird angeschnallt und um die eigene Achse gedreht. Während der rund zehnminütigen Behandlung werden die Kristalle aus dem Bogengang des Innenohrs hinausbefördert. Die Gleichgewichtsstörungen verschwinden dadurch häufig nach einer bis vier Sitzungen im Drehstuhl. Mehr erfahren Sie unter diesem Link.
Durch regelmässige Bewegung können Sie Schwindelanfällen vorbeugen. Dadurch wird der Kreislauf angeregt und die Stabilität sowie die Muskelkraft gefördert. Empfehlenswert sind auch Gleichgewichtsübungen. Auf unserer Themenseite erfahren Sie, wie Sie im Alter fit bleiben.
Ist Lagerungsschwindel heilbar? Diese Frage stellen sich viele Menschen, die darunter leiden.
In der Regel lässt sich der Lagerungsschwindel sehr gut therapieren. Sie sollten dabei jedoch unbedingt die Hilfe eines Arztes und am besten auch eines Physiotherapeuten suchen.
Das Gefährlichste an Schwindelanfällen dieser Art ist nicht der Schwindel selbst. Es ist die Gefahr zu stürzen, die einem bewusst sein muss. Solch ein Sturz im vorgerückten Alter kann üble Folgen haben. Auch daher ist es ratsam, dass Sie wissen, wie Sie mit einem Lagerungsschwindel umgehen. Dann können Sie Ihren Alltag selbstbestimmt fortsetzen.
Falls Sie Übungen gegen den Lagerungsschwindel zu Hause durchführen möchten, sollte eine vertraute, noch besser eine geschulte Person dabei sein. Am sichersten ist es, die Übungen in aller Ruhe in einem geschützten Raum wie der Praxis zu lernen, um sie dann vorsichtig zu Hause zu trainieren.
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