Im Ruhestand braut er ein Bier von einer anderen Welt

Flavio Costeggioli verwirklichte nach seiner Pensionierung seinen langjährigen Traum. Er verwandelte seine Aargauer Garage in eine Brauerei und kreiert seither mit seinem Team das perfekte Cosmo-Bier.

Flavio Costeggioli in seiner Brauerei Cosmo-Bier.
Flavio Costeggioli wird mit seinem Cosmo-Bier nicht reich, dafür macht es ihm umso mehr Freude (Bild: zvg).
Maja Sommerhalder

Die Idee hat Flavio Costeggioli 25 Jahre lang mit sich herumgetragen. Alles begann, als er mit einem Freund einen Hockeymatch schaute. Beim Anstossen beschlossen sie, irgendwann mal ihr eigenes Bier zu brauen: «Wir waren aber damals fest im Berufsleben eingebunden und wussten, dass wir erst im Ruhestand mehr Zeit haben werden.»

2019, zwei Jahre vor seiner Pensionierung, kündigte der Aussendienstmitarbeiter seinen Job. Nun hatte er mehr Kapazitäten, um seinen Traum zu verwirklichen. Er und sein Freund schufen sich die notwendige Ausrüstung zur Bierherstellung an – die Brauerei richteten sie in Costeggiolis Garage in Zuzgen AG ein.

Pandemie war für die Brauerei ein Glücksfall

Dann galt es, das perfekte Bier zu kreieren. «Wir wollten mit fünf Sorten auf den Markt gehen.» Doch die richtige Rezeptur zu finden, braucht bei einem Qualitätsbier seine Zeit. «Nachdem man den Sud aufgesetzt hat, dauert es etwa acht bis zehn Wochen, bis man das fertige Getränk probieren kann», erklärt Flavio Costeggioli.

Da spielte ihm die Pandemie in die Hände, als die Nachfrage nach Bier aufgrund der geschlossenen Restaurants rapide sank. «Wir konnten in aller Ruhe unsere Produkte entwickeln. Als alles wieder aufging, waren wir bereit.»

Ein Bier von einer anderen Welt

Mittlerweile vertreiben der 67-Jährige und sein sechsköpfiges Team sechs Sorten – darunter helle und unfiltrierte Lagerbiere, helle und dunkle Spezialbiere und den Doppelbock mit einem höheren Alkoholgehalt.

Diese tragen Namen wie Cosmonaut, Cosmopolit oder Cosmokrator und haben auffällige Weltraummotive auf der Etikette. «Dieses Thema war naheliegend, nachdem wir unsere Brauerei Cosmo-Bier genannt hatten.» Dies aus weltlichen Gründen, weil sich das Wort «Cosmo» aus den Nachnamen der beiden Gründer zusammensetzt.

Experimentierfreude und Dorftreffpunkt

Noch viel wichtiger als das Äussere ist gemäss Cosmo-Geschäftsführer Costeggioli aber das Getränk selbst. «Wir legen grossen Wert auf die Auswahl der Rohstoffe. Wir möchten ein Qualitätsprodukt produzieren, das geschmacklich und charakterlich überzeugt.» Um sich von der Masse abzuheben, sei auch Experimentierfreude gefragt: «Wir probieren immer wieder Neues aus.»

2000 Flaschen Cosmo-Bier produziert sein Team ungefähr pro Monat. Diese werden online, in einigen Restaurants und im Dorfladen von Zuzgen verkauft. «Dort organisieren wir  zweimal pro Monat eine Bierverkostung.» Das «Bier nach vier» am Freitag sei mittlerweile ein beliebter Treffpunkt im Dorf: «Am meisten freut mich, dass das Feedback der Anwesenden so positiv ist.»

Kein Reichtum, dafür umso mehr Freude

Costeggioli hofft, dass er neue Absatzquellen findet und weiterhin innovativ sein kann. Etwa zweieinhalb bis drei Tage pro Woche arbeitet er für sein Cosmo-Bier. Reich wird er aber davon nicht. «In unserem sechsköpfigen Team sind alle ehrenamtlich tätig.» Erst in etwa zehn Jahren werden die Ausgaben amortisiert sein. «Dann bin ich schon 77», sagt er lachend.

Es sei vor allem die Freude an der Arbeit, die ihn antreibt: «Es macht einfach Spass gemeinsam ein so grossartiges Produkt zu entwickeln und immer besser zu werden.»