Die Öffentlichkeit erfährt kaum etwas darüber, wie die medizinische Versorgung von Flüchtlingen, Asylbewerbern und Gefangenen gelöst ist. Dabei ist es Aufgabe der öffentlichen Hand, diesen Bevölkerungsgruppen eine angemessene medizinische Versorgung zu gewähren.
Die 24/7-Verfügbarkeit spielt eine wichtige Rolle. Dass die Telemedizin da zum Einsatz kommt, erstaunt wenig. Denn die Hausärzte machen ja keine Hausbesuche und sind kaum mehr rund um die Uhr verfügbar. Auch ist bei den Gefangenen und Asylbewerbern oftmals die Sicherheit für das medizinische Personal ein gewichtiger Aspekt.
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Thomas Krech mit seinen Töchtern Carol Anne und Katja.
Einsatz für ukrainische Flüchtlinge
MiSANTO betreut via Telemedizin alle diese Bevölkerungsgruppen und hat bereits grosse Erfahrungen damit gesammelt. Besonders erwähnenswert ist der Einsatz des Familienunternehmens für ukrainische Flüchtlinge.
Die Geschichte begann damit, dass die Familie Krech aus Solidarität selbst Flüchtlinge aus der Ukraine in die Schweiz gebracht hatte. Nach einer zweitägigen Busfahrt übergaben sie die rund 70 Ukrainerinnen und Ukrainer in Felben-Wellhausen an Private, die sie mit Vermittlung der Chrischona-Gemeinde aufnahmen.
Gleichzeitig setzten sie sich bei ihrer Firma MiSANTO für ihre medizinische Versorgung ein. Mit der Unterstützung der Flüchtlinge wurden Webseite und App des telemedizinischen Unternehmens ins Ukrainische übersetzt. Auch konnte aus den Flüchtlingen Personal für das Call Center von MiSANTO und Übersetzungskapazität zwischen Medizinern und Patienten gewonnen werden. Die Kommunikation war rasch auf Ukrainisch möglich. «Dies war ein wichtiger Schritt. Denn die ukrainischen Flüchtlinge mussten zuerst Vertrauen zur neuen Versorgung fassen», sagt MiSANTO-Gründer Prof. Dr. med. Thomas Krech.
Mehr über MiSANTODoch nicht nur in diesem Bereich ist MiSANTO aktiv. Nachfolgend einige Beispiele:
Bundesasylzentrum ist im ständigen Austausch mit MiSANTO
Im Kanton Obwalden wurde die Firma angefragt, die ärztliche Versorgung des Bundesasylzentrums Glaubenberg zu übernehmen. Qualifiziertes Pflegepersonal kümmert sich vor Ort um die rund 400 Asylsuchenden und macht regelmässig Visiten, wobei die Pflegefachkräfte in ständigem Kontakt mit dem telemedizinischen Zentrum STHC MiSANTO stehen.
Ärzte und Ärztinnen im STHC beraten diese Pflegefachkräfte, machen Verordnungen zur Therapie, stellen Rezepte aus und machen Überweisungen. Patienten, die so nicht abschliessend behandelt werden können, werden für die Sprechstunde durch einen MiSANTO-Arzt im Bundesasylzentrum aufgeboten. Die ärztliche Sprechstunde wird zweimal pro Woche einen halben Tag abgehalten.
Nachts und an Wochenenden, wenn keine Pflegefachkräfte da sind, ist der Pikett-Arzt von MiSANTO die medizinische Anlaufstelle – zusammen mit der örtlichen Betreuung und dem Sicherheitsdienst stellt er die ärztliche Versorgung über Telefon und MiSANTO-App sicher.
Streitigkeiten und Drogenmissbrauch
Oft passieren denn auch Streitigkeiten, Alkohol- und Drogenmissbrauch. Das Betreuungs-Personal muss die Erstversorgung und den telemedizinischen Kontakt mit der Ärztin und dem Arzt aufnehmen können: Da kommt häufig eine Anfrage über Nacht rein. «Muss die Patientin oder der Patient ins Spital gebracht werden? Kann Abhilfe mit einer geeigneten medikamentösen Behandlung erfolgen?», schildert Thomas Krech seine Erfahrungen.
Diese hybride Zusammenarbeit in einem Bundesasylzentrum ist ein erfolgreiches Beispiel dafür, wie die Pflege durch telemedizinische ärztliche Unterstützung stärker in die Patientenversorgung eingebunden werden kann. «Zumindest der Mangel an Ärzten und Ärztinnen kann dadurch etwas entschärft werden – bei gleicher Versorgungssicherheit, denn die Pflegefachkräfte hängen sozusagen an der telemedizinischen Life-Line», so Krech.
Hochstehende Versorgung in Alterszentren
Erste Erfahrungen von MiSANTO zeigen, dass auch Alterszentren nach dem oben beschriebenen Konzept zufriedenstellen und medizinisch hochstehend versorgt werden können.
Behandlung vor Ort in den Health-Points
Ermutigt durch diese Erfahrung hat MiSANTO begonnen, seine ehemaligen Corona-Testzentren in medizinische Anlaufstellen für Patienten, die telemedizinisch nicht abschliessend behandelt werden können, umzufunktionieren. Pflegefachpersonal vor Ort kann mit der telemedizinischen Life-Line (elektronischer Leine) die Patienten untersuchen, triagieren und ggf. auch ärztliche Verordnungen ausführen. Patienten und Patientinnen aus plötzlich verwaisten Arztpraxen können so gut weiterbetreut werden.
Mehr zu den Health-PointsGute Betreuung in Gefängnissen
Gefängnisse sind in der Schweiz an verschiedenen Orten geografisch abgelegen. Auch steht kein medizinisches Personal vor Ort zur Verfügung. Die Insassen sind aber häufig gesundheitlich angeschlagen. Ihre Taten und ihre Sozialhintergründe belasten. Eine Eintrittsuntersuchung mit dem Anlegen einer Patientenakte ist ein wichtiger Schritt, um danach auf Distanz qualitativ gute medizinische Beratung und Betreuung bieten zu können.
Besonderes Problem: ungenügende Entschädigung
Bei all diesen positiven Erfahrungen gibt es laut Thomas Krech doch einen Wermutstropfen. Denn auch die Versorgung dieser Patientinnen und Patienten muss nach dem monströsen Tarifwerk Tarmed abgerechnet werden. Da ist es so, dass eine Konsultation in Abwesenheit der Patientin und des Patienten (sprich: telemedizinisch via Personal) einer Limitierung unterliegt: Eine solche Konsultation kann jeweils nur einmal alle 30 Tage nach der physischen Konsultation abgerechnet werden. Dazwischen müsste dann wieder eine physische Konsultation erfolgen, was aber sinnlos ist.