Herr Boyer, sind Sie persönlich halbprivat oder privat versichert?
Thomas Boyer: (mit einem Augenzwinkern) Ich persönlich komme auch in den Genuss der optimalen Spitalzusatzdeckung der Groupe Mutuel in der privaten Abteilung.
Wissen Sie, wie sich Ihre Prämien im Alter entwickeln?
Ja. Vor Abschluss einer Versicherung werden in Beratungsgesprächen die gedeckten Risiken, Art und Umfang des Versicherungsschutzes und auch Prämien und deren Entwicklung besprochen.
Helvetic Care hat mit der Artikelserie zu mehr Transparenz in Halbprivat und Privat in ihrer Industrie nicht nur Applaus geerntet. Was sagen Sie dazu?
Alle in unserer Branche (Spitäler, Ärzte und Versicherer) müssen zusammenarbeiten, um die Transparenz rund um Spitalzusatzversicherungen zu erhöhen.
Wichtig zu wissen ist, dass bei der Groupe Mutuel auch das Beitrittsalter bei der Bemessung der Prämien für Zusatzversicherungen eine Rolle spielt. Ein früher Beitritt kann sich also lohnen, da die Prämien dann im Alter weniger stark ansteigen.
Was bietet die Groupe Mutuel den älteren Menschen, die bei Ihnen halbprivat oder privat versichert sind?
Wir bieten moderate Prämien im Vergleich zur Konkurrenz und wir belohnen die Treue durch eine Berücksichtigung des Beitrittsalters. Ausserdem gibt es bei uns nach 71 Jahren keinen altersbedingten Anstieg mehr. Die Prämien bleiben im hohen Alter also gleich.
Haben Sie aktuell ein entsprechendes Angebot?
Für einen späteren Einstieg in eine Zusatzversicherung bieten wir Hôpital senior an. Diese kennt kein Alterslimit. Somit garantieren wir auch für über 60-Jährige massgeschneiderten Versicherungsschutz. Wir offerieren hier vier verschiedene Leistungsstufen, je nach Bedarf.
Das heisst, ein Wechsel zu Groupe Mutuel ist auch im Alter noch möglich?
Ja genau. Personen über 60 Jahre können sich durch Hôpital senior nach wie vor für eine Spitalzusatzversicherung anmelden. Es gibt wie bei allen Zusatzversicherungen jedoch einen Gesundheitsfragebogen.
Groupe Mutuel setzt als einziger Krankenversicherer auf ein volles Sortiment von Leben- und Krankenversicherungen. Weshalb?
Wir möchten unsere Kundinnen und Kunden in allen Lebenslagen umfassend begleiten und so zu ihrem Partner in Gesundheits- und Vorsorgefragen werden. Das Leben ist nicht voraussehbar und Bedürfnisse ändern sich. Darauf sind wir eingerichtet und bieten hierfür Hand. Wie unser Slogan sagt: Das wahre Leben, aber sicher. Ausserdem stellen sich in der Gesundheit und der Vorsorge oft die gleichen Fragen, die sich gemeinsam lösen lassen.
Wie profitieren die Konsumentinnen und Konsumenten davon: heute und in Zukunft?
Bereits heute verfügen wir über eine breite Palette an Produkten für die verschiedenen Lebenssituationen unserer Kundinnen und Kunden. Nun haben wir gerade mit Primaflex und VariaInvest eine neue flexible Grundversicherung und eine anpassbare Lebensversicherung eingeführt, die noch mehr Bedürfnisse abdecken.
Groupe Mutuel hat einen starken Vertrieb: Wie wichtig ist die Beratung? Machen Sie auch Finanzplanungen für ältere Menschen?
Viele Menschen schätzen eine persönliche Beratung und fragen diese aktiv nach. Daher haben wir unseren internen Vertrieb und unser Agenturnetz ausgebaut, um in allen Regionen unsere Kunden vor Ort unterstützen zu können.
Eine Finanzplanung im engeren Sinne für Einzelkunden bieten wir nicht an. Aber unsere Berater berücksichtigen die Gesamtsituation unserer Kunden mit allen Möglichkeiten und Bedürfnissen bevor sie zum Beispiel eine Lebensversicherung vorschlagen.
Beziehen Sie auch die steigenden Prämien der Spitalzusatzversicherungen im Alter in Ihre Beratungen mit ein?
Prämien und deren Entwicklung sind Teil eines sorgfältig geplanten Beratungsgespräch für den Abschluss einer Versicherung.
Helvetic Care hat festgestellt, dass Ihre Prämien im Alter viel weniger stark steigen als teilweise bei der Konkurrenz. Haben Sie falsch gerechnet?
Wir können sehr gut rechnen 😉 und es freut uns natürlich, dass dies auffällt. Wir wissen, dass die Krankenkassenprämien im Allgemeinen zu den grössten Sorgen der Schweizerinnen und Schweizer zählen. Daher versuchen wir unser Angebot und unsere Prämien entsprechend so auszugestalten, dass unsere Versicherten auch viel für ihr Geld erhalten.
Sie tragen in ihrem Namen den Begriff «Mutuel» (gegenseitig): Macht die Form der «Mutualité» gerade im Kontext der Privatversicherten heute noch Sinn?
Die Solidarität zwischen den Versicherten ist ein Grundprinzip unseres Krankenkassen- und Vorsorgesystems. Gesunde wie Kranken, Junge wie Alte – alle sollen Zugang zur Gesundheitsversorgung und eine Altersvorsorge haben. Alle Menschen sollen Teil der Gesellschaft sein können und die Solidarität untereinander hält uns zusammen. Für diejenigen, die spezifische Bedürfnisse individuell absichern möchten, gibt es dann die Zusatzversicherungen. In diesem Bereich kann jeder dem eigenen Anspruch nach zusätzlicher Absicherung Rechnung tragen.
Zum Schluss eine persönliche Frage: Wie lebt es sich mit dem Umstand, dass die Finma Sie und Ihre Kolleginnen und Kollegen der «Missbräuchlichkeit» bezichtigt hat?
Gegen den Vorwurf der Missbräuchlichkeit wehren wir uns entschieden, aber dass Handlungsbedarf bei der Ausgestaltung der Zusatzversicherungen vonseiten aller Akteure besteht, bestreiten wir nicht. Wir tragen entschlossen unseren Teil dazu bei, für mehr Transparenz zu sorgen. Dies gelingt aber nur in Zusammenarbeit mit den Leistungserbringern.