Worum geht es?
2024 hat die Politik einige Versprechen gegenüber den älteren Menschen abgegeben: Zum einen wurden viele Politiker und das gesundheitspolitische Establishment nicht müde, der Bevölkerung die Vorzüge der EFAS zu erklären. Das soll die einheitliche Finanzierung von stationären und ambulanten Leistungen gemäss den Befürwortern konkret bringen:
- tiefere Prämien,
- vollkommen andere Finanzierung,
- keine Verzerrungen mehr zwischen ambulant und stationär sowie
- die Pflege soll dereinst über die Krankenversicherer laufen.
Ist das wirklich so? Und was könnte und müsste die Umsetzung für 2025 und die folgenden Jahre bedeuten? Mehr dazu weiter unten.
Zum anderen hat das Parlament in letzter Minute beschlossen, den Eigenmietwert abzuschaffen. Das dürfte vor allem die älteren Menschen, die sich ihr Eigenheim erarbeitet haben, entlasten. Doch ist damit auch effektiv zu rechnen? Auch mit dieser Frage werden wir uns in diesem Artikel vertiefter beschäftigen.
Über den Autor
Otto Bitterli hat sich ein Berufsleben lang an der Schnittstelle zwischen Privat- und Sozialversicherung bewegt. Er kommt ursprünglich von der Privatversicherungsseite (Winterthur) und hat dann bei der Sanitas als Geschäftsleitungsmitglied, als CEO und 1 Jahr als Verwaltungsratspräsident (VRP) gearbeitet. Aktuell ist er Berater und in mehreren VR und Boards tätig, unter anderem engagiert er sich im Verwaltungsrat von Helvetic Care.
EFAS: Sinken jetzt die Prämien der Krankenkassen?
Zuerst widmen wir uns der «einheitlichen Finanzierung ambulant und stationär» (EFAS), die das Volk im letzten Jahr mit 54 Prozent angenommen hat. Per Januar 2026 werden die bisherigen Kantonsbeiträge deshalb nicht mehr direkt an die Spitäler, sondern indexiert an die Krankenversicherer gehen. Immerhin werden so gegen 8 Milliarden über die Krankenkassen ins Gesundheitssystem fliessen. Das soll zu günstigeren Prämien führen, weil die ambulante Behandlung gegenüber der stationären gefördert wird.
Doch wird das auch passieren und wie wird das in die Prämienfestsetzung für 2026 einfliessen? Erfolgt, wie viele im Abstimmungskampf gesagt haben, wirklich eine Prämiensenkung?
Aus unserer Sicht sind diese und noch mehr Fragen offen – in den nächsten Abschnitten tauchen wir etwas tiefer in das Thema ein.
Umgehung des Vertragszwangs über die alternativen Versicherungsmodelle?
Im Zusammenhang mit EFAS stellen sich zahlreiche Fragen in Bezug auf deren Umsetzung: Wie effizient gehen die Krankenversicherer mit den zusätzlichen Mitteln um? Was bedeutet das für ihre zukünftige Strategie? Ist der Vertragszwang in der Grundversicherung noch sinnvoll? Bilden die alternativen Versicherungsmodelle (AVM) die Umgehungsmöglichkeit zum Vertragszwang? Was heisst das für die Versicherten?
Verschwinden ab 2026 etliche Spitäler?
Günstigere Prämien werden nur dann zu erreichen sein, wenn irgendwo gespart wird. Dies müsste im stationären Teil bei den Spitälern erfolgen, damit die ambulante Medizin effektiv gefördert wird. Was ist dabei die künftige Rolle der Kantone? Wie wollen die Krankenversicherer das bewerkstelligen?
Was sind die Auswirkungen auf die Zusatzversicherungen?
Es ist davon auszugehen, dass die Krankenversicherer mit der Zeit den Gürtel in den Grundversicherungen enger schnallen werden. Alles zu finanzieren, wird für sie schwierig, und sie müssen nun sämtliche Kosten gegenüber den Prämienzahlenden verantworten. Gibt dies neue Chancen für die (Spital-) Zusatzversicherungen?
Bauen die Kantone Stellen ab?
Jetzt, wenn das Geld indexiert an die Krankenversicherer geht, braucht es in den Kantonen sicher weniger Personal. Bauen diese Stellen ab? Wer stellt das sicher?
Was ist in Zukunft für die Pflege zu erwarten?
Und da wäre in Zukunft noch die etappierte Übernahme der Pflegefinanzierung durch die Krankenversicherer. Wie stellen diese das Vertrauen gegenüber den älteren Menschen sicher? Wie wirkt sich die Pflegefinanzierung durch die Versicherer auf die Angebote der ambulanten und stationären Pflege aus?
Abschaffung Eigenmietwert: Der Laie staunt, der Fachmann wundert sich
Buchstäblich in letzter Minute hat sich das Parlament dazu durchgerungen, den sogenannten Eigenmietwert abzuschaffen. Dieser ist ein vom Staat (Kanton, Gemeinde) festgelegter Einkommensbestandteil, sobald man eine eigene Liegenschaft selbst nutzt. Diese Entscheidung des Parlaments kam sehr überraschend.
Auf unserer Themenseite erfahren Sie mehr über das Wohnen im Alter.
Auswirkungen auf die Hypotheken?
Bis anhin konnte man die Zinsen für die Hypothekarschulden abziehen und so den Eigenmietwert reduzieren. Das hat dazu geführt, dass viele Schulden machen mussten, um nicht steuerlich bestraft zu werden. Genau dieser Fehlanreiz würde wegfallen und die Menschen müssten interessiert sein, ihre Hypothekarschulden möglichst zu tilgen.
Dies wiederum dürfte kaum im Interesse der Banken liegen, scheint doch das Hypothekargeschäft – trotz aller Klagen von den Banken – für diese interessant zu sein.
Volk bei Abstimmung gefordert
Viele Beobachter gehen davon aus, dass das Parlament nach ewigem Hin und Her dieses Geschäft «bewusst» dem Volk vorlegt. Es wird interessant zu sehen sein, wer sich für die Abschaffung und damit für eine Entlastung der Rentner einsetzen wird.
Helvetic Care bleibt dran
Wie die offenen Fragen beantwortet werden, wird sich 2025 und den folgenden Jahren zeigen. Helvetic Care bleibt dran. Wir möchten mit unseren Beiträgen die älteren Menschen besser informieren, mithelfen, deren Interessen zu vertreten und mit gezielten Angeboten die Bedürfnisse zu stillen.