Schlecht hören und Hörprobleme im Alter: Symptome, Folgen und Behandlungsmöglichkeiten

Im Alter verschlechtert sich das Gehör. Hörprobleme treten häufig auf. Die Folgen können schwerwiegend sein, doch Hörgeräte schaffen Abhilfe. Alles, was Sie zum Thema Hören im Alter wissen müssen.

Eine Frau hört schlecht und stellt den Fernseher lauter.
Maja Sommerhalder

Inhaltsverzeichnis

  1. Das Wichtigste in Kürze
  2. Wie verändert sich das Gehör im Alter?
  3. Ursachen: Warum hört man im Alter schlecht?
  4. So schützen Sie Ihr Gehör
  5. Symptome: Wann beginnt die Altersschwerhörigkeit?
  6. Welche Folgen hat ein Hörverlust im Alter?
  7. Behandlung: Was tun bei Schwerhörigkeit im Alter?
  8. Fazit: Gutes Hören im Alter bedeutet Lebensqualität

Das Wichtigste in Kürze

  • Im Alter nimmt unsere Hörfähigkeit langsam ab – häufig beginnt der Abbau mit etwa 50 Jahren.
  • Fällt es schwer, Gesprächen zu folgen, sollte dies abgeklärt werden. Denn Altersschwerhörigkeit ist häufig und hat unterschiedliche Ursachen.
  • Hörprobleme im Alter treten auf beiden Ohren auf und betreffen zunächst vor allem Töne im hohen Frequenzbereich.
  • Die Folgen können schwerwiegend sein: darunter soziale Isolation, Depressionen oder Demenz.
  • Deshalb ist es wichtig, dass eine Hörminderung behandelt wird. In der Regel helfen Hörgeräte.

Wie verändert sich das Gehör im Alter?

«Meintest du Sonne oder Tonne?»

«Was hast du gesagt?»

Stellen Sie öfter solche Fragen? Sie sind nicht allein, denn mit zunehmendem Alter hören wir in der Regel schlechter. Häufig nimmt die Hörfähigkeit schon nach dem 50. Geburtstag langsam ab. Dies ist nicht unbedingt ein Grund zur Besorgnis. Doch wenn Sie Gesprächen nicht mehr richtig folgen können, sollten Sie abklären, ob eine Altersschwerhörigkeit vorliegt. In der Fachsprache wird diese Presbyakusis genannt. 

Schlecht hören im Alter: Werden Sie aktiv

Für die Betroffenen wird es schwieriger, gesprochene Worte und somit Gespräche zu verstehen. Zunächst tritt die Hörminderung bei hohen Frequenzen und dann bei tiefen auf. Mit gravierenden Folgen für die Gesundheit und das soziale Leben.

Oft schämen sich die Betroffenen, nicht mehr alles zu verstehen und ziehen sich deshalb zurück. Auch leiden viele unter einem Tinnitus, was die Lebensqualität zusätzlich beeinträchtigt. Deshalb ist es wichtig, dass Hörprobleme frühzeitig behandelt werden.

So nimmt die Hörfähigkeit ab

Es ist ganz normal, dass wir mit zunehmendem Alter schlechter hören. Wer jung und gesund ist, hört durchschnittlich alle Tonhöhen (Frequenzen) von etwa 20 bis 20’000 Hertz (Hz). Je älter wir werden, desto weniger nehmen wir hohe Frequenzen wahr. So sind es bei einem 30-Jährigen beispielsweise 16’000 Hertz und bei einem 50-Jährigen nur noch 12’000 Hertz.

Ursachen: Warum hört man im Alter schlecht?

Natürlicher Alterungsprozess

Hauptsächlich ist der Hörverlust auf den natürlichen Alterungsprozess zurückzuführen. Ursachen sind Verschleisserscheinungen an den Haarzellen des Innenohres, aber mit den Jahren funktionieren auch der Hörnerv und das Hörzentrum schlechter. Zuerst werden die äusseren Zellen beeinträchtigt, die die hohen Töne verarbeiten. Die Betroffenen können solche Frequenzen schlechter hören – etwa das Zwitschern der Vögel oder die Stimme von Kindern. 

Krankheiten, Medikamente und Vererbung

Schwerhörigkeit im Alter kann auch vererbt oder durch gewisse ohrenschädigende (ototoxische) Medikamente gefördert werden. Ebenfalls werden Stoffwechselkrankheiten wie Diabetes mellitus, Bluthochdruck und Rauchen damit in Verbindung gebracht. Auch ein Hörsturz kann zu Problemen oder gar zu einem plötzlichen Hörverlust im Alter führen. In der Regel ist die Schwerhörigkeit aber dann einseitig. 

Laute Geräusche

Ob im Beruf oder im Privaten: Viele Menschen sind im Alltag Lärm ausgesetzt – etwa auf dem Bau, in Produktionsstätten, an Partys oder an Konzerten. Die Sinneshaarzellen in den Innenohren nehmen durch ständige oder auch plötzliche laute Geräusche Schaden oder werden gar zerstört. Diese Schädigung kann dauerhaft sein, sofern sich das Gehör anschliessend nicht ausreichend regeneriert.

Wie viele Menschen sind von Schwerhörigkeit betroffen?

Hörprobleme sind keine Seltenheit. Jede dritte Person im Alter von 61 bis 70 Jahren ist schätzungsweise betroffen. Bei den über 80-Jährigen leiden 80 Prozent unter einer Hörminderung. Nach Schätzungen der Weltgesundheitsorganisation (WHO) von 2012 werden bis ins Jahr 2050 weltweit 2 Milliarden der über 60-Jährigen schwerhörig sein.

So schützen Sie Ihr Gehör

Ein Knall genügt, um die Ohren dauerhaft zu schädigen. Aber auch ständige Lärmbelastungen können zur Schwerhörigkeit führen. Deshalb gilt es, Lärm zu vermeiden. Folgende Massnahmen schützen das Gehör:

Gehörschutz tragen

Bei vielen Veranstaltungen ist der Geräuschpegel hoch – etwa bei Konzerten, Strassenfesten oder Sportevents. Auch Hobbys wie Töfffahren oder Jagen können das Gehör belasten. Schützen Sie darum Ihre Ohren mit Gehörschutztropfen.

Vorsicht bei lauten Maschinen

Viele Heimwerker nutzen laute Maschinen wie Bohrer oder Sägen – auch bei vielen Gartengeräten ist der Geräuschpegel hoch. Kaufen Sie deshalb lärmarme Geräte und tragen Sie einen Gehörschutz.

Drehen Sie die Musik nicht zu laut

Hören Sie manchmal Musik mit Kopfhörern? Dann achten Sie darauf, dass Sie diese nicht allzu laut aufdrehen. Denn dadurch wird das Gehör belastet.

Entfernen Sie sich von grossen Lärmquellen

Die Lautsprecherbox beim Konzert oder das Feuerwerk: Schonen Sie Ihr Gehör, indem Sie Abstand vor solchen Lärmquellen halten.

Erholen Sie Ihr Gehör

In unserem Alltag sind wir vielen Geräuschen ausgesetzt, deshalb sind regelmässige Ruhepausen wichtig. Ihr Gehör wird geschont, indem Sie bewusst Momente der Stille geniessen. Dies gilt besonders, nachdem Sie kurzzeitig lauten Geräuschen (Knalltrauma) ausgesetzt waren.

Achten Sie auf Ihre Gesundheit

Raucher haben ein höheres Risiko, im Alter schlecht zu hören. Deshalb lohnt es sich, auf den Glimmstängel zu verzichten. Auch Herz- und Kreislauferkrankungen sowie Diabetes mellitus können eine Hörminderung fördern. Lassen Sie deshalb diese Krankheiten behandeln.

Lassen Sie Ihr Gehör regelmässig untersuchen

Ab dem Alter von 50 ist es empfehlenswert, das Gehör regelmässig von einem Spezialisten prüfen zu lassen. So können bei ersten Anzeichen einer Altersschwerhörigkeit Massnahmen getroffen werden. 

Kann man das Gehör wieder verbessern?

Tatsächlich lässt sich das Gehör trainieren und somit ein altersbedingter Hörverlust verlangsamen. So gibt es gemäss dem Hörakustiker amplifon Übungen, die helfen, das Gehör zu verbessern und die Konzentration zu fördern. Etwa indem man sich draussen hinsetzt und versucht, die verschiedenen Geräusche zu unterscheiden und zu verstehen, woher sie kommen.

Auch Bewegung fördert die Durchblutung des Innenohres, und Yoga wird eine positive Wirkung nachgesagt. Zudem gibt es Lebensmittel, die antibakterielle und entzündungshemmende Wirkstoffe haben und somit gut fürs Gehör sind. Etwa Minze, Knoblauch oder Ingwer.

Klar ist aber auch, dass eine Altersschwerhörigkeit nicht heilbar ist und oft nur Hörgeräte helfen. Doch auch für Hörgeräteträger sind solche Massnahmen sinnvoll. 
Mehr zur Ernährung im Alter lesen Sie hier. 

Symptome: Wann beginnt die Altersschwerhörigkeit?

Die Presbyakusis betrifft beide Ohren und entwickelt sich schleichend. Zuerst werden hohe Frequenzen nicht mehr richtig gehört – etwa das Zwitschern der Vögel oder Kinderstimmen. Das Gesprochene erscheint beim Verlust der hohen Töne oft als dumpf und die Konsonanten F, H, K, P, S und T können nur schwer auseinandergehalten werden. So wird etwa Hand mit Sand verwechselt, was zu Missverständnissen führen kann.

Mit fortschreitender Schwerhörigkeit betrifft es auch tiefere Töne, und Hintergrundgeräusche rücken immer mehr in den Vordergrund. Deshalb hat der Betroffene auch Mühe, Gesprächen oder Gruppenunterhaltungen zu folgen. Eine Schwerhörigkeit kann auch von einem Tinnitus begleitet werden. 

Verschiedene Grade der Schwerhörigkeit

Fachleute teilen den Hörverlust in verschiedene Schweregrade ein. So gibt es u. a. eine leichte Hörminderung, bei der etwa einer Unterhaltung bei Hintergrundgeräuschen nicht mehr gefolgt werden kann. Bei einer mittleren Hörminderung fällt es schwer, Zweiergespräche in einer ruhigen Umgebung zu verstehen. Bei einer hochgradigen Schwerhörigkeit ist das Sprachverständnis sehr eingeschränkt. Nur noch extrem laute Geräusche werden gehört. 

Folgende Symptome können auf eine Schwerhörigkeit im Alter hindeuten

Tipp: Manchmal sind die Ohren nur verstopft

Manchmal hört man auch schlecht, weil ein Pfropf im Ohr steckt. Denn wer den Ohrenschmalz versucht, mit Wattenstäbchen zu entfernen, riskiert, dass das Ohr verstopft. Ein Ohrenarzt kann diesen Pfropf mit einer professionellen Reinigung entfernen.

Welche Folgen hat ein Hörverlust im Alter?

Isolation und sozialer Rückzug

Schon bei einer leichten Hörverminderung im Alter, fällt es schwer, gesprochene Worte zu verstehen – vorwiegend in lauter Umgebung wie in vollen Restaurants, Bars oder Menschengruppen.

Häufig kommt es auch zu Missverständnissen, die dem Betroffenen peinlich sind. Er kann sich nur schwer eingestehen, dass er nicht mehr so gut wie früher hört und zieht sich deshalb immer mehr zurück und fühlt sich zunehmend einsam. Auch die Kontaktaufnahme zu fremden Personen vermeidet er.  

Depressionen

Schlechtes Hören kann das körperliche und geistige Wohlbefinden verschlechtern. Eine Folge der sozialen Isolation kann eine Depression sein. Gemäss einer Studie der John Hopkins Universität steigt das Depressionsrisiko bei Schwerhörigkeit. Zudem müssen Menschen mit Hörproblemen häufiger ins Spital.

Unter diesem Link finden Sie alles Wissenswerte zum Thema Altersdepression

Geistiger Abbau und Demenz

Wer sich sozial zurückzieht, kann mental abbauen. Denn der Austausch mit anderen Menschen aktiviert das Gehirn und trainiert das Gedächtnis. Laut einer Studie der University of British Columbia führt ein unbehandelter Hörverlust zuerst zu sozialer Isolation und dann zu einem Abbau geistiger Fähigkeiten – besonders betrifft dies 60- bis 69-Jährige.

Forscher vermuten auch, dass dieser geistige Abbau das Demenzrisiko erhöhen kann. Die Ursachen dafür sind aber bisher nicht abschliessend geklärt. Laut einer Studie der John Hopkins Universität verdoppelt sich die Gefahr einer Demenz aber bereits bei leichten unbehandelten Hörproblemen – bei einem mittleren Hörverlust steigt sie um das Dreifache und bei schwerer Hörschädigung um das Fünffache.


Behandlung: Was tun bei Schwerhörigkeit im Alter?

Eine altersbedingte Schwerhörigkeit lässt sich nicht heilen. Man kann sie jedoch in der Regel mit Hörgeräten gut in den Griff bekommen. Wichtig ist, dass Sie sich an eine Fachperson wenden, wenn Sie Schwierigkeiten beim Hören haben. Ein Hals-Nasen-Ohren-Arzt (HNO) oder ein Hörgeräte-Akustiker können eine Hörminderung schnell und einfach diagnostizieren. So wird u. a. mit einem Ton-/Sprachaudiogramm das Hörvermögen und das Verstehen gemessen.

Leider zögern viele Betroffene vor diesem Schritt. Durchschnittlich warten sie zehn Jahre, bis sie sich ein Hörgerät anschaffen. Nicht nur, weil sie sich ihre Hörprobleme nur schwer eingestehen können. Sie haben auch Angst vor den Kosten und fürchten, dass sie mit den Geräten nicht richtig umgehen können.

Solche Ängste sind unbegründet. Denn moderne Hörgeräte sind heute wahre Technikwunder und kaum sichtbar. Mit ihnen können die Betroffenen die nicht mehr hörbaren Frequenzen wieder wahrnehmen – etwa das Vogelzwitschern. Häufig ist damit auch ein gezieltes Richtungshören möglich, zur Unterdrückung von Nebengeräuschen und Gesprächen in grossen Menschenmengen. Auch lassen sich viele Geräte kabellos zum TV oder Smartphones oder Seniorenhandys verbinden.

Das beste Hörgerät: Was gilt es beim Kauf zu beachten?

Ein gutes Hörgerät steigert die Lebensqualität. Deshalb sollten Sie sich beim Kauf Zeit lassen, denn die Auswahl ist immens. Vergleichen Sie die verschiedenen Leistungsklassen, Kosten, Bauformen und Dienstleistungspakete der Geräte. Wichtig ist auch, dass Ihnen ein guter Akustiker hilft und Sie verschiedene Hörgeräte testen können.

Entscheidend ist beim Kauf eines Hörgerätes auch ein Hörtraining. Dort lernen die Träger, ihr Gerät einzustellen und mit den Einstellungsmöglichkeiten umzugehen.

Eine erfolgreiche Nutzung braucht Zeit und erfordert in der Regel viele Sitzungen mit einem Akustiker. Auch kann es anfangs überfordern, plötzlich wieder so viele Geräusche zu hören. Tragen Sie deshalb Ihr Hörgerät den ganzen Tag, damit Sie sich schneller an das Hilfsmittel gewöhnen. Halten Sie Ihre Fortschritte auch gerne in einem Hörtagebuch fest und fragen Sie Ihre Bekannten, ob diese Veränderungen bemerken.

Was kosten Hörgeräte?

Das lässt sich nicht so leicht sagen. Denn die Anforderungen sind individuell und die Auswahl an Hörgeräten ist immens. Ebenfalls kommen nach der Anschaffung auch Kosten für den Unterhalt dazu.

So schreibt der Anbieter amplifon, dass ein Hörgerät der Einsteigerklasse zwischen 300 und 1230 Franken kostet. Die Kosten bei Produkten der Mittelklasse belaufen sich auf 1415 bis 2620 Franken und jene im Premium-Segment auf 2670 bis 3770 Franken.

Kosten: Was zahlt die Versicherung?

Die IV oder AHV leistet einen Beitrag an Hörgeräte, sofern ein HNO-Facharzt den Anspruch darauf bestätigt. Wer bereits pensioniert ist, erhält von der AHV eine Pauschale von 630 Franken für ein oder 1237.50 Franken für zwei Hörgeräte. Diese soll 75 Prozent der Kosten für ein einfaches und zweckmässiges Qualitätsprodukt, die fachmännische Anpassung sowie den Unterhalt abdecken. Wer ein teureres Gerät möchte, muss den Differenzbetrag selbst zahlen.

Die Grundversicherung der Krankenkasse kommt normalerweise nicht für Hörgeräte auf. Allenfalls übernimmt die Zusatzversicherung die Kosten. Fragen Sie am besten nach.


Fazit: Gutes Hören im Alter bedeutet Lebensqualität

Hören im Alter ist zentral für eine gute Lebensqualität. Dies gibt uns im Alltag Sicherheit, weil wir Informationen verstehen. Ebenfalls ermöglicht unser Gehör soziale Teilhabe, weil wir damit mit unserer Umwelt agieren können. Dies hält uns auch geistig fit. Nicht zuletzt sorgt ein gesundes Gehör dafür, dass wir das körperliche Gleichgewicht halten können und schützt uns somit vor Stürzen.

Deshalb ist es wichtig, aktiv zu werden, wenn man im Alter schlecht hört. Denn schon eine leichte Hörminderung kann die geistige und körperliche Gesundheit beeinträchtigen. Vielen Seniorinnen oder Senioren helfen Hörgeräte, wieder am gesellschaftlichen Leben teilzunehmen und bewahren sie vor der Einsamkeit.  Zudem sind moderne Hörgeräte kaum sichtbar und wahre Technikwunder.