Jeder Mensch produziert Ohrenschmalz im äusseren Gehörgang. Dieser führt von der Ohrmuschel direkt zum Trommelfell. Er ist ungefähr drei Zentimeter lang und gewunden. Weil er nicht verschliessbar ist, braucht er zusätzlichen Schutz. Ohrenschmalz erfüllt diese Aufgabe.
Die alten Griechen nannten die Substanz Wachschicht, davon leitet sich der heutige Fachbegriff Cerumen her. Das Cerumen fühlt sich trocken oder feucht an, die Farben sind weisslich, gelblich, bräunlich oder dunkelbraun – je nach Herkunft eines Menschen.
Auch das Alter beeinflusst die Konsistenz von Ohrenschmalz. Diese Substanz besteht aus mehr als 1000 verschiedenen Stoffen. Darunter sind Bitterstoffe, deshalb schmeckt das Schmalz bitter. Vor allem aber ist sie fettig, das macht sie klebrig. Deshalb bleibt daran viel haften: Bakterien, Staub und kleine Insekten.
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Der Gehörgang ist nur auf den ersten Blick statisch. Vieles ist darin in Bewegung, unablässig auch das Ohrenschmalz. Produziert als Sekret von den Ohrenschmalzdrüsen, fliesst es durch den Gehörgang nach aussen. Dabei bindet es unerwünschte Stoffe an sich.
Die Bewegung wird durch nachwachsende Haut unterstützt, denn diese wächst in Richtung Ohrmuschel. Alle natürlichen Kieferbewegungen fördern den Abtransport von Ohrenschmalz. Dazu zählen vor allem Kauen und Gähnen.
Jetzt kostenlos anmeldenDas Cerumen hilft der Haut im Gehörgang, gesund zu bleiben. Es schützt nicht nur vor Fremdkörpern, es erhält auch den Säureschutzmantel der Haut. Damit wirkt Ohrenschmalz wie ein Schmiermittel: Es schützt und pflegt zugleich. Stört man diesen komplexen Vorgang, kann das Cerumen nicht mehr von allein abfliessen.
Der Gehörgang reinigt sich im Normalfall selbst, darum ist eine zusätzliche Reinigung unnötig. Eine falsche Reinigung der Ohren kann den Gehörgang sogar schädigen. Wer Gegenstände in den Gehörgang einführt, riskiert Verletzungen. Zudem kann jede unsachgemässe Reinigung das Ohrenschmalz tiefer hineindrücken. Im schlimmsten Fall bildet sich dabei ein Pfropf.
Spitze Gegenstände wie Wattestäbchen oder Haarnadeln von den Ohren fernhalten. Ebenso Seife oder Desinfektionsmittel. Sie schaden nur!
Wattestäbchen schaben den Hautschutz im Ohr ab.
Ein Wattestäbchen lässt sich nie korrekt in den Gehörgang einführen. Der Grund ist seine Form: Es ist gerade, der Gehörgang hingegen ist s-förmig. Bei jedem Einführen verletzt das Stäbchen zwangsläufig die schützende Cerumen-Schicht. Es schabt also den Hautschutz ab. So machen Wattestäbchen die Haut porös und anfällig für Bakterien. Bei häufiger Benutzung kann die Produktion von Ohrenschmalz komplett eingestellt werden.
Folgen sind Gehörgangsentzündungen sowie Ekzeme. Ein solches Ekzem bleibt hartnäckig und lässt sich nur noch mit ärztlicher Hilfe entfernen. Als Faustregel gilt: Zeigt sich Ohrenschmalz ausserhalb des Gehörgangs, darf es entfernt werden. Dazu reicht die gründliche Reinigung der Ohrmuschel.
Manche Menschen produzieren mehr Ohrenschmalz als andere. Dann fliesst es nicht mehr ungehindert ab. In solch einem Fall ist es nötig, regelmässig einen Arzt aufzusuchen. Ein Hals-Nasen-Ohrenarzt (HNO) sollten die Ohren im Abstand von einem halben Jahr kontrollieren. Bei Bedarf wird er sie spülen, um überschüssiges Ohrenschmalz zu entfernen.
Die Gründe für die Überproduktion sind bisher nicht ausreichend geklärt. Zu viel Cerumen heisst also nicht, dass schlechte Hygiene vorliegt. Ausserdem ist zu viel stets individuell.
Ist manchmal etwas Schmalz in der Ohrmuschel zu sehen? Gut so, denn in diesem Fall fliesst der Ohrenschmalz natürlich ab. Die Ohren reinigen sich also auf diese Weise selbst.
Ein Pfropf beeinträchtigt das Gehör. Deshalb ist ein Arztbesuch wichtig.
Bildet sich ein Pfropf, ist ein Arztbesuch unvermeidlich. Diese Ansammlung von Ohrenschmalz lässt sich nicht so leicht entfernen, da sie ungünstig liegt: Direkt vor dem Trommelfell befindet sich eine kleine Kuhle. Der Gehörgang ist aber gewunden, weshalb ein Laie dort nicht herankommt. Der Arzt wird ein Spezialgerät in Hakenform benutzen, um den Pfropf sicher zu entfernen. Ebenfalls kann er den Pfropf mit einem dünnen Metallröhrchen absaugen.
Besonders Personen mit Risikofaktoren stellen am besten sicher, dass sich kein Pfropf bildet: Er fühlt sich nicht nur unangenehm an. Selbst wenn er selten ernsthafte Verletzungen hervorruft, beeinträchtigt er das Gehör. Solche Personen sollten regelmässig einen Arzt zur Kontrolle aufsuchen. Dieser wird bei Bedarf überschüssiges Cerumen entfernen.
Folgende Anzeichen können darauf hindeuten, dass sich zu viel Ohrenschmalz im Gehörgang angesammelt hat:
Bei Ohrenschmerzen sollte Sie einen Arzt aufsuchen. Diese können zwar ebenfalls von einem Pfropf zeugen. Im Allgemeinen steckt aber etwas anderes dahinter, zum Beispiel eine Mittelohrentzündung.
Da im Alter die Ohrenschmalzdrüsen schrumpfen, verändert sich das Sekret. Weil es aber immer noch Fremdkörper und Hautpartikel sammelt, wird das Ohrenschmalz trocken. Dann kann die Selbstreinigung ins Stocken geraten.
Da ein Pfropf immer unangenehm ist, kann darin auch eine Ursache für gesteigerte Unruhe liegen. Ältere Menschen sollten daher häufiger zum Ohrenarzt, denn das Ohrenschmalz lässt sich nicht mehr gut selbst entfernen.
Hörgeräte sind auch bei Produktion von zu viel Ohrenschmalz nutzbar (hier geht es zu einem kostenlosen Hörtest). Zwar können sie den Abfluss des Cerumens behindern, denn sie blockieren den Gehörgang. Dann kann das Ohrenschmalz nicht mehr auf normale Weise abfliessen.
Die Hersteller der meisten Geräte haben dies jedoch bedacht. Mithilfe von Cerumenfiltern lässt sich das Problem abmildern. Voraussetzung für ihre Funktion: Die Filter sollten regelmässig ausgewechselt werden.
Hörgeräte können die Lebensqualität erheblich verbessern. In unserer Videoserie berichtet Martin Kiefer über seine Erfahrungen. Falls Sie Ihr Gehör kostenlos testen möchten, klicken Sie einfach auf den Button.
Zum kostenlosen HörtestMit zunehmenden Hörproblemen (z.B. Hörsturz), die sich im Alter zeigen können, sollten Sie alle drei bis sechs Monate zum Hals-Nasen-Ohrenarzt.
Im Alter verringert sich der Hörbereich mit der Frequenz. Betroffene hören also hohe Töne weniger gut. Deshalb gilt auch der Rat, bei Schwerhörigkeit nicht lauter zu sprechen, sondern tiefer.
Bei einem Pfropf hingegen hören Betroffene wie durch Watte. Hier nimmt die Dezibelzahl ab, das Gesagte wird also gleichmässig leiser. Das Hören hoher wie auch tiefer Töne ergibt keinen Unterschied.
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In diesem Video erzählt eine Akustikerin, wann Sie Ihr Gehör testen sollten und wie sich Hörgeräte auf die Gesundheit auswirken.
Den natürlichen Abfluss von überschüssigem Ohrenschmalz können Sie mit Hausmitteln unterstützen. Das Prinzip ist immer gleich:
Folgende Flüssigkeiten sind für die Ohrreinigung geeignet:
Massieren Sie leicht den Ohrmuschelansatz, während die Flüssigkeit einwirkt. Dies kann die Wirkung verstärken.
Noch besser lassen sich die Ohren spülen, wenn Sie ein Dampfbad vorausschicken. Es gleicht einem Erkältungsbad, ist aber von der Haltung her etwas unbequemer.
Manche Menschen lassen lieber beim Duschen etwas Wasser in die Ohren laufen. Dies kann ebenfalls helfen, verfestigtes Ohrenschmalz besser abfliessen zu lassen.
Bei sehr trockenem Cerumen hat es sich zudem bewährt, einmal pro Woche etwas Babyöl auf die Ohrmuschel zu träufeln. Anschliessend gründlich einmassieren. Ein Ausspülen ist nicht nötig.
Kontraindikationen:
In diesen Fällen darf die Ohrreinigung nur durch den Facharzt erfolgen.
Viele Pflegeprodukte aus der Apotheke sollen bei Problemen mit Ohrenschmalz helfen. Sie lassen sich in drei Gruppen einteilen:
Tropfen, Sprays sowie Ohrduschen funktionieren ähnlich wie die beschriebenen Hausmittel. Sie können genauso unbedenklich eingesetzt werden. Akut lassen sie sich ebenso gut nutzen wie vorbeugend.
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Ob Ohrkerzen etwas bringen, ist unklar.
Ohrenkerzen hingegen sind bei Fachleuten umstritten. Das Prinzip: Eine Spezialkerze wird entzündet und in die freie Ohrmuschel gesteckt, während der Patient auf der Seite liegt. Die entstehende Wärme soll das Ohrschmalz flüssiger machen. Sie soll darüber hinaus zum Wohlbefinden der Patientin oder des Patienten beitragen. Diese Anwendung ist weniger leicht und sollte darum nie allein erfolgen. Zudem liess sich bisher kein echter Nutzen nachweisen.
Zwar kann auch der Hausarzt Ihre Ohren untersuchen. Er wird Sie aber bei Problemen stets an den Facharzt überweisen, das ist der Hals-Nasen-Ohrenarzt (HNO).
Geschickte Personen können dies selbst daheim tun. Sicherer ist es allerdings beim Arzt: Vor jeder Anwendung sollte sicher sein, dass nicht bereits Verletzungen des Trommelfells oder Infekte im Ohr vorliegen. Ein Arzt wird dies immer mit untersuchen.
Sind die Ohren permanent verstopft, sollte der Facharzt so bald wie möglich aufgesucht werden. Dies kann auf einen Pfropf hindeuten, jedoch auch andere Ursachen haben. Der HNO-Arzt entscheidet über das weitere Vorgehen.
Natürliche Kieferbewegungen fördern den Abtransport von Ohrenschmalz aus dem Gehörgang. Ausgiebiges Gähnen und Kauen zählen dazu, sie können also beim besseren Abfluss helfen.
Es kommt auf die Ursache an. Liegt ein verstopfter Gehörgang zugrunde, wird der Patient nach einer Ohrreinigung deutlich besser hören: Die Entfernung eines Pfropfs steigert das Hörvermögen um etwa 10 Dezibel.
Ohrenschmalz hilft dem Aussenohr bei der Selbstreinigung. Damit erhält es dessen Gesundheit, indem es schützt: vor Bakterien, Staub und sogar Insekten. Wer die Ohren zu gründlich reinigt, riskiert Verletzungen.
Veränderungen ergeben sich vor allem mit fortschreitendem Alter. Dann wird das Ohrenschmalz härter, weshalb es weniger gut abfliesst. Hier kann eine regelmässige professionelle Reinigung erforderlich werden. Dies übernimmt der HNO-Arzt.
Die Entfernung eines Pfropfs sollte nie allein zu Hause durchgeführt werden. Hausmittel können immer nur unterstützen, jedoch den Arztbesuch nicht ersetzen. Grundsätzlich ist Ohrenschmalz daher kein Problem, das einem selbstbestimmten Leben im Weg steht. Manchmal verbessert die professionelle Reinigung sogar das Hörvermögen.
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