Plastischer Chirurg: «Man kann sich bei mir nicht einfach schön oder jung operieren lassen»

Der plastische Chirurg Cédric A. George verhilft in seiner Klinik Pyramide Menschen zu einem schöneren Äusseren. Er freut sich, wenn er die Lebensqualität seiner Patienten steigern kann. Ästhetische Operationen im Alter seien legitim, allerdings gebe es dabei auch Grenzen.

Plastischer Chirurg: «Man kann sich bei mir nicht einfach schön oder jung operieren lassen»
Maja Sommerhalder

Herr George, was ist Schönheit?
Dr. med. Cédric A. George:
Das ist eine schwierige Frage – es gibt keine Definition. Sicher bringen einige Menschen von Natur aus harmonischere Züge mit. Dabei geht es aber nicht darum, dass ein Gesicht möglichst symmetrisch ist. Auch können sich medizinische Faktoren negativ auf das äussere Erscheinungsbild auswirken – etwa ein hoher Blutdruck. Am wichtigsten ist jedoch die Ausstrahlung. Ein Mensch wirkt schöner, wenn er mit sich im Einklang ist.

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Man kann nicht einfach zu Ihnen gehen und sich schön oder jung operieren lassen?
Nein, das geht nicht. Wer zu mir kommt, muss mir sagen, was er an sich störend findet. Oft gebe ich den PatientInnen einen Spiegel und lasse es mir zeigen. Dann schaue ich, ob ich die Sache optimieren kann. Ich bin aber kein Verkäufer, der den Menschen irgendwelche Operationen andreht. Die Beratung steht bei uns im Vordergrund. Auch sehe ich mich nicht als Schönheitschirurg.

Das müssen Sie genauer erklären.
Ich bin Facharzt für Plastische, Wiederherstellende und Ästhetische Chirurgie. Ich operiere auch Menschen nach Unfällen oder Krankheiten – etwa, wenn es darum geht, bei Brustkrebs in nur einer Operation den Tumor zu entfernen und die Brust wieder aufzubauen.

Eine Grenze zwischen einer solchen «notwendigen» Wiederherstellung und der sogenannten ästhetischen Chirurgie zu ziehen, ist schwierig. Für mich ist der Leidensdruck des Patienten entscheidend. Als Mediziner geht es mir auch darum, dass sich die Menschen wohlfühlen. Wenn sie am Ende glücklich sind, ist das Problem gelöst. Die plastische Chirurgie ist ein medizinisches Fachgebiet, wie andere auch.

Über Dr. med. Cédric A. George

In diesem markanten Bau wirkt Dr. George (Bilder: Klinik Pyramide).

So sieht die Klinik Pyramide von Innen aus.

Dr. med. Cédric A. George ist Facharzt FMH für Plastische, Wiederherstellende und Ästhetische Chirurgie. 1993 gründete er die Stadtzürcher Klinik Pyramide am See und das Zentrum für plastische Chirurgie, das er bis heute leitet. Pro Jahr führt er rund 500 Operationen durch. Die Privatklinik gehört zum Swiss Medical Network und bietet u. a. operative Behandlungen in folgenden Bereichen an:

  • Plastische und wiederherstellende Chirurgie
  • Gelenk und Sportchirurgie
  • Brustkrebschirurgie
  • Kiefer- und Gesichtschirurgie
  • Schilddrüsenchirurgie
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Lehnen Sie gewisse Eingriffe ab?
Sicher, obwohl mittlerweile seltener Menschen zu mir mit unrealistischen Erwartungen kommen. Wenn ich einen Eingriff durchführe, muss ich mit überschaubarem Aufwand ein sicheres und natürliches Resultat erwarten. Auch das Gesamtbild ist entscheidend. Macht man beispielsweise nur alle Falten weg, wirkt ein Gesicht schnell maskenartig.

Trotzdem möchten viele Menschen so jung und frisch wie möglich wirken.
Das ist legitim. Als ästhetischer Chirurg kann ich dabei helfen, dass man dynamischer oder jugendlicher wirkt. Allerdings wird eine 60-Jährige nach einer Operation nicht wie eine 20-Jährige aussehen. Das Alter ist nun mal da und der Alterungsprozess geht weiter.

Welche Eingriffe sind bei Ihren älteren PatientInnen besonders gefragt?
Das können ganz einfache Eingriffe sein, wie eine Augenlidstraffung oder die Behandlung gewisser Falten. Beliebt sind auch das Fettabsaugen, die Bruststraffung oder das Facelifting. Dadurch werden die Konturen eines Gesichtes wieder klarer. Der Vorteil im Alter ist, dass man die Schnitte kaum sieht. Sie verlaufen gut versteckt in den natürlichen Falten.

Sind diese Eingriffe dauerhaft?
Das kommt auf den Eingriff sowie die genetische Veranlagung, die Lebensführung und die Hautqualität an. Bei einem Facelifting etwa ist das Resultat nach zehn Jahren noch sichtbar, obwohl der Alterungsprozess natürlich voranschreitet. Es ist auch möglich, sich erneut operieren zu lassen – einige PatientInnen kommen nach zehn oder 20 Jahren wieder, bei anderen reicht eine einzige Operation.

Welche Faktoren entscheiden darüber, wie schnell wir altern?
Die Genetik ist der wichtigste Faktor. Aber auch die Hormone und die Lebensführung spielen eine Rolle. Zu viel Sonne, Stress, Rauchen, Bewegungsmangel oder eine einseitige Ernährung lassen uns schneller altern (Artikel und Tipps rund um Fit im Alter). Einige Menschen sehen auch im Alter wunderschön aus und fühlen sich wohl in ihrer Haut. Andere hadern mit ihrem veränderten Erscheinungsbild. Wenn man hier etwas machen kann, ist dies doch gut. Hat jemand schiefe Zähne oder eine angeborene Missbildung, sind medizinische Eingriffe auch selbstverständlich.

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Es kann aber die Menschen unter Druck setzen, dass sie möglichst lange jugendlich aussehen sollen.
Das Streben nach Schönheit ist allgemein ein gesellschaftliches Thema. Ich würde sagen, bei den jungen Menschen ist der Druck durch die sozialen Medien wesentlich grösser. Da werden teilweise bizarre Schönheitsideale propagiert. Allerdings entscheidet man sich normalerweise nicht einfach aus einer Laune heraus für einen ästhetischen Eingriff. Wie jede andere Operation ist dieser nicht ohne Risiko und es muss mit einer Erholungszeit gerechnet werden. Da braucht man schon einen gewissen Leidensdruck, der nicht von aussen kommen darf.

Will heissen, Ihr Patient darf nicht vom Partner zu einer OP überredet werden?
Genau. Oder da gibt es Eltern, die unbedingt möchten, dass die abstehenden Ohren ihres Kindes operiert werden. Stört dies das Kind nicht, muss man diesen Eingriff nicht machen. Es ist so verschieden, was man an sich bemängelt.

Ich hatte mal eine ältere Patientin, die in die Ballettstunde ging. Sie mochte sich zwischen diesen jungen Menschen im Spiegel kaum noch anschauen. Durch den Eingriff fühlte sie sich wieder viel wohler und tanzte mit Freude. Dies verbesserte ihre Lebensqualität enorm.

Sie selbst wirken mit Ihren 70 Jahren sehr jugendlich. Was ist Ihr Geheimnis?
Hier sind wir wieder bei den Genen. Ebenfalls habe ich immer auf ausreichende Bewegung geachtet. Ich mag auch Ananas zum Frühstück und abends ein Glas Bordeaux zum Essen.

Keine Schönheits-OPs?
Vor einigen Jahren musste ich mich an der Hand operieren lassen, da hat der Kollege gleichzeitig meine Fettpolster im Lendenbereich entfernt. Vielleicht werde ich irgendwann meine Konturen am Gesicht und Hals straffen lassen, die sind etwas schlaff geworden. Bisher stört es mich aber nicht. Ich fühle mich sehr gesund und stehe immer noch gerne für mehrere Stunden im Operationssaal.

Warum haben Sie sich für diesen Beruf entschieden?
Als ich als Vierjähriger die Puppen meiner Schwester aufschnitt, sagten alle, dass ich mal Chirurg werde. Ich glaubte dies und hatte nie einen anderen Berufswunsch. Nach dem Medizinstudium arbeitete ich unter anderem in der Klinik für Plastische Chirurgie und Handchirurgie des Unispitals Zürich, in der ich viel Wissen und Routine erlangte.

Nun arbeiten Sie schon seit 40 Jahren in Ihrem Gebiet. Was hat sich in dieser Zeit verändert?
Mehr Menschen entscheiden sich für einen Eingriff, da sich die Methoden wesentlich verbessert haben und der Aufwand kleiner geworden ist. Besonders entwickelt haben sich die Anästhesietechniken. 

Leider gibt es aber mittlerweile viele KollegInnen, die trotz mangelnder Qualifikation in meinem Gebiet tätig sind. Deshalb ist es wichtig, dass man als PatientIn genau hinschaut und die beruflichen Stationen des Chirurgen studiert. Der Titel «Schönheitschirurg», den viele meiner KollegInnen verwenden, ist kein offizieller Titel. Ebenfalls lohnt es sich, andere Meinungen einzuholen und sich über die Qualifikationen zu erkundigen.

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