Peter Camenzind: Mit 70 will er einen Marathon nochmals unter drei Stunden laufen

Im Fokus der klassischen Sportberichterstattung stehen junge Leute. Aussergewöhnliche sportliche Leistungen vollbringen indes auch Menschen wie Peter Camenzind (70), der Spitzenläufer in seiner Altersklasse ist.

Peter Camenzind: Mit 70 will er einen Marathon nochmals unter drei Stunden laufen
Robert Peterhans

Nach dem Ende der Fussball-Europameisterschaft steht mit dem Beginn der Olympischen Spiele Tokyo 2021 vom 23. Juli der nächste sportliche Megaevent an. Der Marathonläufer Tadesse Abraham, der am 12. August seinen 39. Geburtstag feiern kann, gehört dabei zu den älteren Sportlern der Schweizer Delegation.

Nicht mit von der Partie ist Peter Camenzind. Zwar ist auch er ein Spitzenläufer aus der Schweiz. Dies indes in seiner Altersklasse. Schon früher als 50- und 55-jähriger, dann auch als 60 bis 69-jähriger und seit 2021 als 70-jähriger. In drei Stunden und drei Minuten finishte er zuletzt einen Marathon, gemäss der offiziellen Altersleistungstabelle von World Masters Athletics eine Weltklassezeit! Ebenso wie die 41 Minuten, die er unlängst über 10 km lief. Sein Ziel für den Berlin Marathon vom 26. September 2021: «Nochmals einen Marathon unter drei Stunden laufen.»

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Ein Amateursportler wie er im Buche steht

Peter Camenzind fand als junger Familienvater zum Sport. Das Laufen hat sich als unkompliziertes und zahlbares Hobby angeboten. Aus dem Hobby wurde schnell eine Passion. Der Büezer und spätere Montageleiter gehörte zur ersten Generation von Ultraläufern in der Schweiz. Zwischen 1990 und 1996 gewann er mit dem Bieler 100-Kilometer-Lauf und dem Swissalpine zwei der damals bedeutendsten Langstreckenläufe je dreimal.

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Trotz diesen Erfolgen ist Camenzind immer ein Volksläufer geblieben. Zwar fokussiert im Training und ehrgeizig im Wettkampf, aber zurückhaltend im Auftreten und stets ein Amateursportler wie er im Buche steht. Als besonders bleibendes Erlebnis seiner Zeit als Ultraläufer erwähnt er die Begegnung mit Nobelpreisträger Nelson Mandela bei der Siegerehrung nach einem Lauf in Südafrika. Er fühle bis heute eine tiefe Dankbarkeit dafür, dass er dank seines Sportes diesem grossartigen Menschen begegnen durfte, erzählt Camenzind.

Über den Autor

Robert Peterhans (63) ist aktiver Volksläufer und Initiant des Projekts Züri rännt. Er schreibt für diverse Medien übers Laufen, meist mit älteren Menschen im Fokus. Lesen Sie auch seine Lauft-los-Kolumnnen: Warum es nie zu spät ist, mit dem Laufen anzufangen und Fitte Alte wollen Erwachsenensport und keine Seniorenchränzli.

Der Weltrekord ist nicht weit weg

Ältere Menschen, die mit Biss für ein ambitioniertes sportliches Ziel trainieren, wirken auf die Allgemeinheit zuweilen befremdlich oder ernten sogar ein Kopfschütteln. Dies hat wohl vor allem mit unseren fixen Vorstellungen von alten Menschen zu tun. Hilfsbedürftigkeit scheint diesen Bildern besser zu entsprechen als Sportlichkeit.

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An Volksläufen gehören ältere Teilnehmer indes schon länger zum vertrauten Bild. Auch wenn nicht mehr alle so schnell unterwegs sind wie Camenzind. Doch wer den Willen aufbringt, aktiv und in Bewegung zu bleiben, gehört immer zu den Gewinnern. Egal in welchem Tempo! Für sein Zeitziel beim Berlin Marathon 2021 drücken wir Peter Camenzind natürlich die Daumen! Gelingt das Vorhaben, ist der Weltrekord für 70-Jährige nicht weit weg. Dies wäre dann definitiv eine Sportmeldung wert.