Herr André, Freiheit behalten und dennoch Kostenvorteile geniessen: Wie schafft das PrimaFlex?
Grégory André: Tatsächlich ist genau das die Idee des neuen Modells: Ein gutes Stück der Freiheit der Standard-Grundversicherung mit den Vorteilen eines alternativen Modells zu verbinden.
Bisher müssen sich die Versicherten bei einem alternativen Modell üblicherweise für eine Erstanlaufstelle entscheiden. Statt einer solchen starren Regelung behalten sie mit PrimaFlex eine Wahlfreiheit. Sie können von Fall zu Fall wählen, was sie bevorzugen: das telemedizinische Verfahren, den Zugang über die Apotheke oder die Hausarztpraxis, wenn sie uns ihre Ärztin oder ihren Arzt im Vorfeld genannt haben. Genau diese Freiheit wünschen sich viele der Menschen, mit denen wir gesprochen haben.
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Die Versicherten haben also bei der Entwicklung des Modells mitgesprochen?
Ja, im Prinzip ist PrimaFlex von Versicherten für Versicherte gemacht. Wir haben vor der Einführung des Modells Interviews und Gruppengespräche mit Versicherten geführt und genau hingehört, was sie sich wünschen.
Bei diesen Gesprächen hat sich klar herausgestellt: Viele Schweizerinnen und Schweizer würden ein kostengünstigeres alternatives Modell wählen, wenn sie dabei ein Stück Freiheit behalten. Konkret wollen sie beispielsweise die erste Anlaufstelle selbst auswählen können – je nach Situation. Und sie sind bereit, sich Vorschläge anzuhören; doch sie möchten nicht gezwungen werden, ihnen zu folgen. Genau für diese Menschen haben wir PrimaFlex entwickelt.
Grégory André ist Produktmanager bei der Groupe Mutuel und verantwortlich für PrimaFlex.
Wie genau ist das bei PrimaFlex ausgestaltet?
Ausgangspunkt ist wie gesagt, dass Versicherte jeweils ihren Zugangsweg wählen können. Wir sind davon überzeugt, dass Versicherte, die den Wert der Erstberatung zu schätzen wissen, den Empfehlungen meistens auch ohne Zwang folgen. Ihren Hausarzt können die Versicherten dabei jederzeit konsultieren. Kurz: Wir vertrauen den Versicherten und ihren Entscheidungen – das ist uns ganz wichtig, und es ist die Grundlage des neuen Modells.
Das heisst für uns auch, dass wir nicht auf sofortige «Strafen» setzen. Falls sich ein Versicherter also «falsch» verhält, etwa indem er ohne vorhergehende Konsultationen einen Spezialisten aufsucht, übernehmen wir die Kosten trotzdem. Wiederholt sich das, erläutern wir dem Versicherten nochmal den Ablauf. Verändert er sein Verhalten immer noch nicht, wird der Versicherte lediglich ins Standard-Modell eingestuft. Dort hat er dann die freie Arztwahl.
Sind auch Präventionsleistungen in PrimaFlex integriert?
Das ist uns ein sehr wichtiges Anliegen, und mit PrimaFlex fördern wie die Prävention ganz aktiv. Beispiel Brustkrebsvorsorge: In fast allen deutschsprachigen Kantonen müssen auch über 50-jährige Versicherte eine Mammografie selbst bezahlen. Auch in anderen Kantonen nehmen viele Frauen nicht an den kantonalen Programmen teil. In anderen europäischen Ländern ist die Beteiligung an solchen Programmen viel höher.
Das möchten wir mit PrimaFlex ändern. Die Kosten für eine Brustkrebsvorsorge übernehmen wir ohne Franchise für alle Frauen, unabhängig davon, in welchem Kanton sie wohnen. Auch unter 50-Jährige vergessen wir dabei nicht. Stellt etwa Medgate ein überdurchschnittliches Risiko fest, können diese im Rahmen des PrimaFlex-Modells ein Rezept für eine Brustkrebsvorsorge erhalten – ohne dass wir eine Franchise fordern. Bei Männern ist in dem Modell übrigens ein Test für eine Darmkrebsfrüherkennung enthalten. Eine solche aktive Förderung der Prävention ist in dieser Form in der Schweiz einzigartig.
Ausserdem übernehmen wir Vorsorgetests in der Apotheke, wenn der Apotheker diese für notwendig hält – zum Beispiel einen Diabetes-Test, eine Ohrenspiegelung (Otoskopie) oder einen Cardio-Test.
Was ist noch innovativ bei PrimaFlex?
Bei diesem Modell erheben wir als einzige Versicherung in der Schweiz auf bestimmte Leistungen keine Franchise, beispielsweise bei Generika. Wenn sich ein Versicherter für ein günstigeres Generikum entscheidet, muss er nur den Selbstbehalt von 10 Prozent bezahlen. Das kann gerade für Menschen interessant sein, die auf Medikamente angewiesen sind.
Ab wann ist PrimaFlex verfügbar?
PrimaFlex startet zum 1.1.2023. Versicherte können sich jedoch schon seit Ende September für das neue Modell entscheiden und dann direkt mit vielen Vorteilen ins neue Jahr starten.
Primaflex auf einen Blick
Verfügbar ab: | 1.1.2023 |
Abschliessbar ab: | Ende September 2022 |
Vorteile: | Wahlfreiheit bei der ersten Anlaufstelle Flexibilität und Prävention (z.B. Brustkrebsvorsorge, kostenfreie Vorsorgetests in der Apotheke)keine Franchise auf bestimmte Leistungen (z.B. bei Generika)keine finanziellen Strafen |
Interessant für: | Senioren, Frauen und alle, denen die Gesundheit wichtig ist |