Das Jahr 2015 begann mit grossem Elan und neuem Mut, die beginnenden Herausforderungen rund um die dementiellen Folgen meiner Mutter anzupacken. Gerade mit Musik wurden all ihre Sinne aktiviert und sie war besonders motiviert, aktiver zu werden und nicht so viel Zeit im Bett zu verbringen, wie auch schon. Denn meine Mutter fühlte sich während unseren wunderbaren Weihnachtsferien in Ägypten in zahlreicher Gesellschaft und guter Musik besonders wohl und blühte mit allen Sinnen auf.
In dieser Zeit begann meine Mutter auch, zu jedem Musikstück zu dirigieren, was dazu auch Dritte immer wieder erstaunte, wie genau ihr Taktgefühl und vor allem der krönende Schlussakkord sass. Dies führte zum klaren Entschluss, sie regelmässig und mehr Musik hören zu lassen als vorher. Denn es tat ihr besonders gut.
Wichtig war dabei, nicht nur einfach Musik zu hören, sondern wir machten bei jeder Gelegenheit eine Quizrunde zum Gedächtnistraining, bei der ich meine Mutter den Namen des Komponisten und des Musikstücks raten liess. Das bereitete ihr sichtlich Vergnügen und das behalten wir mit Erfolg seither bei, um sie zu aktivieren, eine gute Laune herbeizuzaubern und ihr nebenbei die Gehirnzellen mit Freude zu aktivieren.
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Betreuungsperson findenEin weiterer Vorsatz im neuen Jahr war es, einen möglichst regelmässigen Tagesablauf einzuhalten. In verschiedenen Fachartikeln las ich nämlich dazu, dass bei Demenz nicht nur der Orientierungssinn gestört ist, sondern die Krankheit auch bei neuen oder unregelmässigen Tätigkeiten zu Unsicherheit und Verwirrung führen kann. Also ganz und gar nicht gut für das Wohlbefinden – und ein Risiko, die Demenz in ihrer Komplexität weiter zu verschlimmern.
Markus Frutig (Jg. 1967) ist im Hauptberuf Kommunikationsexperte, Fachjournalist und Chefredaktor. Dazu berät er seine Kunden seit über 22 Jahren erfolgreich u.a. als ausgebildeter und zertifizierter Ernährungs-, Energiemedizin- und Orthomolekularberater. Durch die Demenzerkrankung seiner Mutter besitzt er dazu eine langjährige Praxiserfahrung in der Alters- und Demenzpflege. Auf helveticcare.ch schreibt er regelmässig darüber.
Teil 1: Die Anzeichen fielen mir zuerst gar nicht richtig auf
Teil 2: Den Arztbesuch schoben wir hinaus
Teil 3: Hilft eine alternative Behandlung?
Teil 4: Meine Gedanken fuhren Karussell
Teil 5: War die Verschnaufpause in Ägypten das Richtige?
Teil 6: In den Ferien fielen mir die Veränderungen erst richtig auf
Teil 8: Weil sie das Trinken vergass, musste sie als Notfall ins Spital
Teil 9: Diese Hilfsmittel erleichtern den Alltag
Teil 10: Unsere Lehre nach bangen Stunden im Spital
Da ich in der nächsten Zeit öfters bemerkte, dass sich meine Mutter immer weniger regelmässig selbst ihr Zmorge oder Mittagessen mit den von mir bereitgestellten Lebensmitteln in Küche und Kühlschrank zubereitete, machte ich mir konkrete Gedanken, wie wir das lösen könnten, ohne gleich «Essen auf Rädern» bestellen zu müssen.
Denn wir sind beide als Hobbyköche und Gourmets – meine Mutter hatte mir das Kochen, Backen und Haushaltswissen bereits im Kindesalter beigebracht – absolut nicht ein Fan von Fertig- oder Tiefkühlgerichten. Doch guter Rat war nun teuer.
Denn genau wie die Helvetic-Care-Köchin Jeannette, die immer wieder tolle Rezepte zum Nachahmen präsentiert, ist auch meine Mutter selten von anderen Kochkünsten so leicht zu begeistern und liebt natürlich gutes Essen. Sie hat dabei ihre ganz besonderen Spezialitäten, die sie nur von mir zubereitet haben will: ob Zürcher Geschnetzeltes, Ratatouille, Zürcher «Öpfelwäie», oder einfach «Gschwellti» mit einem feinen Salat.
Weihnachtszeit 2014 (Bild: Inoveris)
Aber ausser «Gschwellti» mit Salat hat sie schon lange nicht mehr umfangreichere Gerichte selbst zubereitet. Daher «schlemmerten» wir uns in Ägypten im Mövenpick durchs Buffet, wo genau diese Lieblingsgerichte meiner Mutter angeboten wurden.
Zu dieser Zeit hatten wir immer zusammen das Abendessen geplant und ich habe ihr für den nächsten Tag die passenden Sachen fürs Zmorge und Mittagessen vorbereitet. Am Wochenende kam meine Mutter immer zu mir in die Wohnung und wir haben zusammen aufwändiger gekocht, wobei meine Mutter gerne tatkräftig mithalf. Das klappte wunderbar, aber eben alleine machte sie sich immer seltener etwas Rechtes.
Daher stellte ich mit ihr einen Haushaltsplan ähnlich eines Schulstundenplans auf, den ich ihr an die Küchentür klebte. Hier hielten wir grob für jede Woche fest, welche Vitamine, aber auch den täglichen Apfel und wie viele Gläser Wasser sie trinken sollte. Aber es ist leider so eine Sache mit Plänen: Machen kann sie jeder, aber einhalten? Denn öfters waren die Vitamindöschen abends immer noch voll oder die Äpfel unberührt, weil sie es vergass, dass es am Küchentisch parat war. Das bereitete mir zunehmend Sorgen.
Bei einem gemeinsamen Sonntagskaffee mit meiner Mutter und ihrer Nachbarin Hedy kamen wir auf dieses bis dahin noch ungelöste Thema mit dem Essen. Hedy bot uns spontan an, dass sie als Pensionärin Zeit hat und gerne ab und zu nach meiner Mutter schauen könnte, ob sie regelmässig etwas zum Zmorge nimmt. Und mittags könnte sie von ihr und ihrem Mann problemlos an zwei oder drei Tagen in der Woche eine Portion Salat mit warmem Mittagessen haben.
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Wir waren beide begeistert und dankbar, dass sich so eine wunderbare Möglichkeit auftat. Dazu von einer lieben und geschätzten Nachbarin und ihrem Mann, die meine Mutter bereits seit über 14 Jahre als Freunde gewonnen hatten. Dies wurde nun eine fantastische Lösung, welche wir in die Tat umsetzten.
Hier geht es zum Anfang der Themenserie. Wie es weiterging, erfahren Sie im Teil 8.
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