Dass eine fortschreitende Demenz zu einer grossen Belastung für die Erkrankten und Angehörige werden kann, ist bekannt. Vor allem dann jedoch, wenn optische Halluzination im Alter dazu führen, dass das Verhältnis der betroffenen Menschen zur Realität immer mehr eingetrübt wird, ist der Leidensdruck jedoch in der Regel besonders hoch. Denn: Wenn alte Menschen Dinge sehen, die nicht da sind, kann dies manchmal nicht nur zu Verwirrtheit führen, sondern auch regelrecht Angst machen.
Daher ist es umso wichtiger, Störungen dieser Art frühzeitig zu erkennen, um den Patienten einen Alltag zu ermöglichen, der sowohl würdevoll als auch möglichst stressfrei ist.
Vorweg: Selbstverständlich können nicht nur Menschen, die unter Demenz leiden, früher oder später Halluzinationen entwickeln. Unabhängig davon, in welchem Alter und mit welcher Krankengeschichte Halluzinationen auftreten, handelt es sich bei ihnen um Sinnestäuschungen.
Das bedeutet, dass diejenigen, die halluzinieren, tatsächlich davon überzeugt sind, dass das, was sie zum Beispiel sehen oder hören, der Realität entspricht.
Rein körperlich betrachtet bedeutet dies beispielsweise im Zusammenhang mit einer optischen Halluzination: Er wird nicht der äussere Reiz vom Auge auf das Gehirn übertragen und dort verarbeitet, sondern das Gehirn produziert selbst die Signale, die dann dazu führen, dass die betreffende Person bestimmte Bilder, einen geliebten Verstorbenen oder anderes «sieht».
Bei einer klassischen Halluzination sind die Menschen nicht dazu in der Lage, zu wissen, dass sie gerade einer Sinnestäuschung unterliegen. Sie sind komplett in ihrer eigenen Welt.
Zum Vergleich: Es gibt auch Personen, die Halluzinationen haben, aber den Bezug zur Realität nicht verloren haben. Sie wissen genau, dass ihre Wahrnehmung im jeweiligen Moment gestört ist und das, was sie sehen, nicht echt ist.
Wenn alte Menschen Dinge sehen, die nicht da sind, leiden sie oft gleichzeitig unter Halluzinationen beziehungsweise Wahnvorstellungen und Demenz. «Oft» bedeutet, dass schätzungsweise etwa ein Drittel der Personen, die unter Demenz leiden, auch früher oder später Wahnvorstellungen und/ oder Halluzinationen entwickelt.
Die Wissenschaft hat sich im Laufe der letzten Zeit eingehend mit dieser Thematik auseinandergesetzt und festgestellt, dass zum Beispiel optische Halluzinationen besonders oft in Kombination mit der Lewy-Body-Demenz auftreten.
Das, was vielen älteren Menschen besonders viel Angst macht, ist hier sicherlich die Tatsache, dass die optischen Halluzinationen, wie sie auch im Spital bei einem Delir auftreten können, sehr realistisch und detailliert erscheinen.
Im Vergleich zu Halluzinationen wirken Wahnvorstellungen hier häufig noch bedrohlicher. Störungen dieser Art sorgen dafür, dass die Menschen fest der Meinung sind, alle anderen hätten sich gegen sie verschworen. Werden sie im Spital behandelt, kann es sogar sein, dass sie fürchten, die Ärzte würden sie mit Medikamenten umbringen wollen.
Verhaltensauffälligkeiten dieser Art können für das gesamte Umfeld sehr belastend sein, weil gerade Angehörige oft das Gefühl haben, sie hätten keinen Zugang mehr zu ihren Lieben.
Wenn Halluzinationen in Kombination mit Demenz auftreten, kommen unterschiedliche Ursachen infrage.
Umso wichtiger ist es, aus medizinischer Sicht und im Zusammenhang mit einschlägigen Untersuchungen, genau hinzuschauen.
Typische Gründe, die bei Störungen dieser Art eine wichtige Rolle spielen können, sind unter anderem:
Ergänzend hierzu kann es auch sein, dass die Betroffenen unter einer Einschränkung des Hörens oder Sehens leiden und daher Gegenstände und/ oder Geräusche missinterpretieren.
Und genau das kann im Alltag zu weiteren Problemen – auch mit dem medizinischen Personal und mit Angehörigen – führen.
«Hast du das gehört? Sie reden über mich!» Oft sind es Sätze wie diese, die Angehörige aufhorchen lassen, wenn sie sich mit Erkrankten unterhalten und absolut keine Stimmen oder Ähnliches hören können.
Wahnvorstellungen werden dennoch – gerade zu Beginn – häufig nicht ernst genommen. Dabei handelt es sich hierbei um eine ernst zu nehmende Erkrankung, die unter anderem auch den Familienfrieden auf eine harte Probe stellen kann.
Wer im Rahmen von Halluzinationen und Wahnvorstellungen fest der Meinung ist, der verstorbene Vater käme jeden Abend zu Besuch vorbei und dann immer wieder hört, dass das nicht sein kann, kann im Laufe der Zeit noch weitere Symptome, wie zum Beispiel Altersdepressionen, entwickeln.
Umgekehrt kann es sein, dass stetige «Belehrungen» darüber, dass die eigene Wahrnehmung falsch ist, Patienten aggressiv werden lassen.
Hier kann es helfen, zu versuchen, sich selbst in die Situation der älteren Menschen hineinzuversetzen und sich zum Beispiel zu fragen, wie man reagieren würde, wenn die eigene Realität immer wieder infrage gestellt wird.
Diese Frage dürften sich viele stellen, die bemerken, dass ihre Lieben einschlägige Auffälligkeiten zeigen, die anscheinend dauerhaft auftreten und nicht der kurzzeitigen Einnahme von Medikamenten geschuldet sind.
Vorweg: Es gibt keine «goldene Regel», wie mit Erkrankungen dieser Art am besten umgegangen werden sollte. In den meisten Fällen ist es jedoch bei Störungen dieser Art am besten, keine Hinweise auf das «echte Leben» zu geben. Stattdessen kann es helfen, die Position des Gegenübers – inklusive der Denkstörungen – anzuerkennen.
Dies bedeutet nicht, dass sich Familienmitglieder in endlose Geflechte aus Geschichten verwickeln lassen sollten. Die folgenden Tipps/ Grundregeln zeigen, wie es möglich sein kann, mit Erkrankungen dieser Art umzugehen.
Niemand hat eine Glaskugel. Daher kann auch niemand Jahre vorher genau sagen, ob, wann und in welchem Ausmass ein Mensch irgendwann eine Demenz entwickeln wird. Gerade bei älteren Menschen reicht hin und wieder nur ein kurzer Aufenthalt im Spital oder im Seniorenheim und/ oder ein gestörter Schlaf-Wach-Rhythmus aus, um ein Delir mit Halluzinationen und Wahnvorstellungen hervorzurufen.
Parallel dazu gibt es auch Medikamente, die Verwirrtheit und eine Beeinflussung des Gedächtnisses hervorrufen können.
Die Angehörigen der Betroffenen können gut beraten sein, im Vorfeld mit ihren Lieben zu sprechen und sie zu fragen, was diese sich wünschen würden, wenn beispielsweise im Rahmen einer Demenz Halluzinationen festgestellt werden. Gleichzeitig gilt es, die Antwort auf ein «Soll ich dich im Notfall auf deine Erkrankung hinweisen?» sollte aber gleichzeitig nicht überbewertet werden.
Denn: Oft zeigt sich im Nachhinein, dass auch diejenigen, die sich im gesunden Geisteszustand absolute Ehrlichkeit gewünscht haben, im Rahmen eines Delirs wie ausgewechselt erscheinen. Vor allem dann, wenn die Störung weit fortgeschritten ist, ist es dann doch für alle oft am einfachsten, «mitzuspielen» und die neue Realität der Patienten anzuerkennen.
Wenn Symptome rund um Störungen des Denkens auftreten, kann sich dies nicht nur für die Betroffenen selbst zu einer enormen Belastung entwickeln. Und natürlich interessiert viele der potenzielle Verlauf der Erkrankung.
Leider ist es jedoch im Vorfeld meist nicht möglich, aufzuzeigen, wie sich die Verfassung der Patienten nach der Diagnose entwickeln wird.
Während die Dauer eines Delirs oft weitestgehend überschaubar ist, handelt es sich bei Demenz um etwas, das im Laufe der Zeit immer weiter fortschreitet. Ob Medikamente den Betroffenen dabei helfen, den Prozess zu verlangsamen, ist auch immer von individuellen Details abhängig.
Vielen Menschen hilft es, den Austausch mit den behandelnden Ärzten zu suchen und sich transparent, unter anderem auch über die passende Behandlung, beraten zu lassen.
Ziel sollte es immer sein, die Lebensqualität der Patienten bestmöglich zu erhalten. Hierzu gehört es unter anderem auch, Folgeerkrankungen, wie Depressionen oder Bewegungsstörungen, bestmöglich zu vermeiden.
Heutzutage fürchten etliche Menschen, früher oder später an einer Demenz oder an einem Delir zu erkranken. Mit Erkrankungen dieser Art geht ein nicht zu unterschätzender Kontrollverlust einher, der häufig von Psychosen begleitet wird.
Es sollte jedoch nicht verschwiegen werden, dass sich eine Störung dieser Art – weitestgehend unabhängig von der Ursache – oft gut behandeln beziehungsweise in ihrer Entwicklung verzögern lässt – zum Beispiel durch einen gesunden Lebensstil und körperliche und geistige Aktivität.
Gleichzeitig sollten Menschen, die mit der Krankheit als Aussenstehende in Kontakt kommen, wissen, welche Herausforderungen auf sie zukommen. Mit den entsprechenden Hintergrundinfos ist es meist möglich, den Betroffenen – trotz Erkrankung – eine weiterhin hohe Lebensqualität zu ermöglichen und die passende Behandlung in die Wege zu leiten.
Tags