Meine Mutter hat Demenz (10): unsere Lehre nach bangen Stunden im Spital

Körperlich war die demenziell erkrankte Mutter von Markus Frutig sehr fit. Doch plötzlich wurde die 86-Jährige apathisch und musste notfallmässig ins Spital gebracht werden. Alles über die Ursache und warum der Vorfall ein Weckruf war.

Die Mutter von Markus Frutig.
Nach dem Spitalaufenthalt merkten Markus Frutig und seine Mutter, wie wichtig regelmässiges Trinken ist. Bild: Markus Frutig
Markus Frutig

Am Dienstagabend, dem 19. Mai 2015 klagte meine Mutter über Schwindel und Unwohlsein – und wollte auch nichts essen. Sie lag den ganzen Tag im Bett und wollte nicht aufstehen, wie die Nachbarin berichtete.

Als erste Massnahme fühlte ich den Puls, der sehr schwach war und auch mehrmaliges Nachfragen zum Unwohlsein brachte keine hilfreichen Informationen aus ihr heraus. Das Ganze änderte sich auch nicht. Da es bereits nach 20 Uhr war, rief ich bei der Notfallnummer an.

Der Abschied fiel uns beiden schwer

Man riet mir, dass meine Mutter am besten sofort ins Spital sollte. Daher fuhr ich sie umgehend selbst in die Notaufnahme, um nicht noch mehr Zeit zu verlieren. Als Erstes bekam meine Mutter eine Infusion und dann folgten zahlreiche Untersuchungen mit EKG usw.

Das wurden dann bange Stunden im Spital Limmatthal. Bis gegen Mitternacht endlich etwas Entwarnung gegeben werden konnte, dass es sich nicht um einen Infarkt handeln würde. Aber man wollte meine Mutter gerne ein paar Tage zur Kontrolle behalten, um sicherzustellen, dass es kein ernsthaftes gesundheitliches Problem darstellt.

Meine Mutter blieb also drei Tage im Limmattalspital. Die ungewohnte Umgebung war für sie alles andere als beruhigend und der Abschied auf Zeit fiel uns beiden äusserst schwer, aber es war wichtig.

Über den Autor und die bisherigen Folgen

Markus Frutig (Jg. 1967) ist im Hauptberuf Kommunikationsexperte, Fachjournalist und Chefredaktor. Dazu berät er seine Kunden seit über 22 Jahren erfolgreich u.a. als ausgebildeter und zertifizierter Ernährungs-, Energiemedizin- und Orthomolekularberater. Durch die Demenzerkrankung seiner Mutter besitzt er dazu eine langjährige Praxiserfahrung in der Alters- und Demenzpflege. Auf helveticcare.ch schreibt er regelmässig darüber.

Die bisherigen Folgen

Teil 1: Die Anzeichen fielen mir zuerst gar nicht richtig auf
Teil 2: Den Arztbesuch schoben wir hinaus
Teil 3: Hilft eine alternative Behandlung?
Teil 4: Meine Gedanken fuhren Karussell
Teil 5: War die Verschnaufpause in Ägypten das Richtige?
Teil 6: In den Ferien fielen mir die Veränderungen erst richtig auf
Teil 7: Wie konnte ich sie dazu bringen, das Essen nicht zu vergessen?
Teil 8: Weil sie das Trinken vergass, musste sie als Notfall ins Spital
Teil 9: Diese Hilfsmittel erleichtern den Alltag

Lebenswichtige Zeichen nicht beachtet

Schlussendlich kam nach allen Untersuchungen und den drei Tagen Krankenhaus glücklicherweise heraus, dass bei meiner Mutter alle Körperfunktionen einwandfrei waren, ausser dass sie stark dehydriert war.

Dies schloss auf zu wenig Flüssigkeitszufuhr und dazu gab es ein eindringliches Austrittsgespräch mit der untersuchenden Ärztin. Denn viele und gerade älter werdende Menschen achten leider viel zu wenig darauf.

Trinken vergessen wir viel zu oft

Und das war auch der eindeutige Fall bei meiner Mutter. Oftmals sagt man so leger, dass man genügend trinken würde, aber wir Menschen belügen uns gerne selber und prüfen dies auch nicht regelmässig. Daher hat man hierüber oft zu wenig Kontrolle.

Denn eine Trinkmenge von mindestens 1,5 Litern täglich (beim Gewicht von ca. 54 kg) ist schnell mal vergessen, wenn man isst, spaziert, unterwegs ist, am PC arbeitet oder Fernsehen schaut. Dieser Spitalaufenthalt war also ein ernstes und dazu lebenswichtiges Signal, wirklich täglich auf sich zu achten – was übrigens auch auf den Autor zutrifft.

Flüssigkeitsmangel ist tödlich

Gerade auch im Berufsleben denken viele Menschen nicht immer daran, regelmässig zu trinken. Klar kann man auch Suppen oder Obst zur Flüssigkeitszufuhr rechnen, aber es ist dabei äusserst wichtig, die Aufnahme korrekt zu analysieren, zu messen und zu dokumentieren.

Dabei haben Ernährungsexperten für gesunde Erwachsene die einfache Regel aufgestellt, rund 0,03 Liter (30 Milliliter) pro Kilo Körpergewicht am Tag zu trinken.

Das bedeutet, dass man mit 90 kg Körpergewicht immerhin stolze 2.7 Liter Flüssigkeit zu sich nehmen müsste, was grosse Disziplin und gute Dokumentation erfordert. Optimal ist dabei immer reines, frisches (Quell-)Wasser, auch leichte Tees und verdünnte Schorlen, aber möglichst keine Genussgifte wie Kaffee, Softdrinks oder Alkoholisches.

Erinnerungs-Apps oder Strichliste? Die Regelmässigkeit machts!

Dazu gibt es zwar inzwischen verschiedene Erinnerungs-Apps, aber dann muss man auch ein Handy bei sich haben. Daher ist es das Einfachste, eine Strichliste zu führen, in der man täglich jedes Glas Wasser dokumentiert, um den Überblick zu haben – inzwischen trinkt meine Mutter gleich morgens zwei Becher.

Also gut vier- bis fünfmal täglich 3 Deziliter lauwarmes Quellwasser aus ihrem Lieblings-Porzellanbecher. Übrigens, Porzellan oder Kunststoff sind ein guter Rat, denn bei einem Malheur sind Glasscherben viel heimtückischer und gefährlicher als Porzellanscherben! Das wirkt sich inzwischen nicht nur positiv auf das Allgemeinbefinden aus, auch die Gehirnleistung ist deutlich stärker, wenn wir optimal mit Flüssigkeit versorgt sind.

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