Wenn Migranten ins Pflegealter kommen

Italiener, Spanier, Serben – über Jahrzehnte haben sie in der Schweiz gearbeitet. Nun sind manche von ihnen pflegebedürftig. Für Spitex und Pflegeheime eine Herausforderung.

Wenn Migranten ins Pflegealter kommen
Spitex24

Italiener, Spanierinnen, Serben – über Jahrzehnte haben sie in Zürich gearbeitet. Nun sind manche von ihnen pflegebedürftig. Für Spitex und Pflegeheime eine Herausforderung.

Auf der Homepage unterscheidet sich das Angebot von Spitex 24 nicht von anderen ambulanten Organisationen im Pflege- und Betreuungsbereich. Hilfe beim An- und Auskleiden zählt ebenso zu den gängigen Dienstleistungen wie etwa Bewegungsübungen oder Unterstützung beim Toilettengang. Doch die an der Zürcher Badenerstrasse domizilierte private Spitex-Firma verfügt über Zusatzkompetenzen, die zunehmend gefragt sind. Dazu zählen etwa Sprachkenntnisse des Pflegepersonals in Italienisch, Serbisch, Kroatisch oder Albanisch. Weiter wird Interessierten ein vertrauter Umgang mit fremden kulturellen Verhaltensweisen garantiert. Dass diese Zusatzkompetenzen an Bedeutung gewinnen, hat vor allem einen Grund: In der Schweiz hat sich die Zahl der Migrantinnen und Migranten im AHV-Alter zwischen 1995 und 2010 beinahe verdoppelt.

Nicht nur von den Betroffenen selbst nehmen die Anfragen zu, auch Spitäler und Sozialämter wenden sich immer häufiger an Spitex 24. Dies, weil sie auf Menschen treffen, die zu vereinsamen drohen, die nur schlecht über die hiesige gesundheitliche Versorgung im Alter aufgeklärt und des Deutschen zu wenig mächtig sind, um den Ärzten und Psychiatern ihre Leiden zu schildern.

Eine dieser Migrantinnen ist beispielsweise Frau A. (vollständiger Name der Redaktion bekannt). Frau A.lebt seit 1973 in Zürich. Ihr Geld verdient hat die Rumänin, die aus einem kleinen Dorf einer autonomen Provinz in Serbien stammt, in der Limmatstadt einst als Zimmermädchen. Zusätzlich hatte sie, um mit dem niedrigen Verdienst aus der Hotelbranche besser über die Runden zu kommen, in Banken geputzt. Nun sitzt sie bei sich zu Hause in Altstetten auf dem Sofa, der Fernseher läuft, ein serbischer Kanal. Die 68-Jährige leidet an schwerer Arthrose, erhöhtem Blutdruck und Diabetes. Nach dem Tod ihres Mannes ist sie zudem in Depressionen verfallen.

Weniger Medikamente nötig

Überaus herzlich begrüsst die Seniorin die Mitarbeiterin der Spitex 24 auf Serbisch, als dieser ins kleine und üppig dekorierte Wohnzimmer tritt. Frau A. ist seit rund sechs Jahren Kundin bei Spitex 24. Die Mitarbeiterin hat es sich inzwischen in einem freien Sessel bequem gemacht, ein Wort ergibt das andere, man lächelt nicht, sondern lacht. Es scheint fast so, als wäre eine alte Bekannte für einen kurzen Schwatz vorbeigekommen. Die Chemie zwischen den beiden stimmt.

Fühlten sich seine Kunden verstanden, habe dies auch positive Auswirkungen auf ihre Gesundheit. Oft kann die Dosis der Medikamente gesenkt werden, es werden weniger depressive Verstimmungen festgestellt, und die Betroffenen möchten lieber zu Hause leben anstelle in einem hiesigen Altersheim. Frau A. weitet erstaunt die Augen, sucht den Blickkontakt zu der Pflegerin der Spitex 24. Während ihres ganzen Lebens in Zürich habe sie doch nie mit Schweizern, sondern immer mit Italienern zusammengearbeitet. So wurde deren Sprache zu ihrer Lingua franca; am Abend Deutschkurse zu besuchen, lag wegen des Putzens in den Banken nicht drin. Und überhaupt, ihre rudimentären Deutschkenntnisse hätten ihr in all den Jahren gereicht, um sich durchzuschlagen.

Eine ähnliche Sichtweise wie die Rumänin vertreten viele der betagten Migranten, die in der Schweiz nicht eine neue Heimat, sondern Arbeit suchten und nach ihrer Pensionierung planten, wieder in ihr Herkunftsland zurückzukehren. Tatsächlich getan hat es laut einer Studie von Pro Senectute lediglich ein Drittel, die übrigen sind geblieben – oft aus familiären Gründen, denn die Heimat ihrer Kinder und Enkel ist die Schweiz.

Bessere Integration verpasst

«Dass betagte Migranten ihren Lebensabend vermehrt in der Schweiz verbringen, ist eine Tatsache, und damit müssen wir umgehen lernen», sagt Regine Strittmatter, Geschäftsführerin der Sawia-Stiftung Alterswohnen in Albisrieden. Der Ansatz, diese Menschen nun in Sprach- oder Integrationskurse zu schicken, würde aber ins Leere führen. Viele ältere Migranten hätten schwerwiegende gesundheitliche Probleme – die Diskussion darüber, ob sich die Betroffenen nicht besser hätten integrieren sollen, sei müssig. Im Vordergrund stehe, dass die Betagten ihre Bedürfnisse so formulieren könnten, dass eine angemessene Gesundheitsversorgung sichergestellt werde. Dies gilt es laut Strittmatter sowohl im ambulanten – wie etwa mit der Spitex – als auch im stationären Bereich anzustreben.

Aus diesem Grund hat die Sawia-Stiftung 2006 ihre erste Pflegewohnung für italienische und spanische Migranten aus der Stadt Zürich gegründet. 2008 ist mit «Oasi due» eine weitere hinzugekommen. In den Wohnungen «Oasi» und «Oasi due» geniessen die Bewohner eine mediterrane Küche, kommunizieren in ihrer Muttersprache und leben kulturelle Gewohnheiten aus ihren Heimatländern. Auch im städtischen Pflegezentrum Mattenhof beim Irchelpark sowie im Pflegezentrum Erlenhof im Langstrassenquartier, deren Träger die Diakonie Nidelbad ist, gibt es mediterrane Abteilungen, die nach einem ähnlichen Prinzip funktionieren. Alle drei stationären Einrichtungen verfügen über rund zwanzig Betten, die den Migranten zur Verfügung stehen.

Mehrsprachigkeit, Kulturenverständnis und Freundlichkeit

Neben den sprachlichen Herausforderungen bei der Pflege der Fremdsprachigen gehören ebenso die transkulturellen Kompetenzen. Mittlerweile sei der Handlungsbedarf erkannt, es werden Mitarbeitende eingestellt mit verschiedenen Sprachkenntnissen, von verschiedenen Ländern sowie Kulturen und was stets wichtig ist: Freundlichkeit. Die Freundlichkeit des Pflegepersonals ist nach wie vor eines der wichtigsten Merkmale und biegt allfällige sprachliche Barrieren wieder gerade.

Dieser Artikel wurde durch Spitex 24 beigetragen

Spitex 24 bietet ein umfassendes Leistungsangebot im ambulanten Bereich an. Durch die Pflege und Betreuung zu Hause können die Klienten in ihrer vertrauten Umgebung verbleiben. Rund 200 gut ausgebildete, erfahrene und engagierte Mitarbeitende betreuen täglich und bis zu 24 Stunden Klienten in den Kantonen Aargau, Zug und Zürich.

Durch die Pflege und Betreuung zu Hause ist es den Klienten möglich, die individuellen Lebensgewohnheiten und die Lebensqualität beizubehalten, was sich positiv auf das Wohlbefinden und auf den Heilungsprozess auswirkt.

Bei Spitex 24 erhalten allgemein, halbprivat und privat Krankenversicherte die bestmögliche Behandlung und Pflege. Spitex 24 ist eingebettet in ein umfassendes Netzwerk von Ärzten, Spitälern, Kliniken, Physiotherapeuten und Krankenversicherungen und ist von allen Krankenkassen anerkannt.

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