Seit dem 1. Januar 2023 gilt das neue Erbrecht. Die Pflichtteile fallen kleiner aus, was mehr Spielraum für Spenden freilässt. Theoretisch ist dafür viel Geld vorhanden, denn schweizweit werden jährlich fast 90 Milliarden Franken vererbt. Bisher haben sich aber vor allem Hilfswerke um dieses Geld bemüht.
Neue Wege, um Geld zu vererben – ein Beispiel
Die Onlineplattform WunschErbe.ch will dies nun ändern. Dort können sich Privatpersonen, Start-ups oder Initianten eines Projektes um ein Erbe bewerben. Wie das genau funktioniert und was die Plattform sonst noch bietet, erklärt Mitgründer Silvan Kaeser.
Was ist WunschErbe?
WunschErbe.ch ist eine neue Schweizer Plattform mit vielen kostenlosen Testamentvorlagen und vielen potentiellen, sinnvollen Vermächtnisnehmern. Ein Eintrag als Erbe kostet bei uns für Privatpersonen derzeit 100 und für Firmen oder Institutionen 200 Franken pro Jahr.
Warum braucht es diese Plattform?
Aufgrund des neuen Erbrechts kann es vorkommen, dass ein früher verfasstes Testament nicht mehr gültig ist oder von einem Erben angefochten werden kann. Dies kann zu unnötigen Streitigkeiten führen.
Daher empfehlen wir, ein neues Testament zu verfassen. WunschErbe.ch bietet über 60 kostenlose Testamentvorlagen an, die zusammen mit Juristen erstellt wurden. Damit wird das Verfassen eines Testaments zum Kinderspiel.
Ausserdem kann man in einem Testament mit Legaten etwas unterstützen, das einem am Herzen liegt. Auf WunschErbe.ch finden Sie Stiftungen und Hilfswerke, aber auch unterstützungswürdige Projekte, Start-ups und Menschen, die von Schicksalen betroffen sind.
Wie sind die Testamentvorlagen aufgebaut?
Jede Vorlage enthält Randbemerkungen, die dem Erblasser aufzeigen, was in welchem Bereich möglich ist. Es war dem Team von WunschErbe.ch ein grosses Anliegen, alles so einfach wie möglich zu gestalten, damit es im Nachhinein für die Hinterbliebenen nicht zu Streitigkeiten kommt.
Jeder kann sich als Erbe registrieren - stimmt das?
Ja, theoretisch kann jeder Erbe werden. Letztlich werden aber nur wirklich förderungswürdige Personen und Projekte unterstützt. Das sind Menschen wie die 40-jährige Frau, die seit zwei Jahren an Krebs erkrankt ist, deshalb ihren Job verloren hat und nun auf finanzielle Hilfe hofft. Solche Schicksale gibt es auch in der Schweiz. Leider.
Oder die Familie mit einem autistischen Kind, die darum in einen Bauernhof zügelte und nun diesen zu einem Platz für weitere Kinder mit ähnlichen Thematiken schaffen will.
Oder jener Autoliebhaber, der einen potentiellen Erben darum bittet, dass der eine geliebte Oldtimer auch nach seinem Ableben gepflegt und weiter geliebt wird, statt bei den Nachkommen verrostet. Und natürlich findet man auch klassische Stiftungen wie Caritas, Pro Juventute oder Tierschutzorganisationen.
Stehen die Chancen gut, dass man tatsächlich ein Erbe erhält und wie hoch wird dieses sein?
Das können wir nicht sagen, da wir das schlicht nicht wissen und auch nie erfahren werden. Denn WunschErbe.ch verlangt keinerlei Provision bei einem Erbe oder einer Schenkung und ist dabei auch nicht involviert.
Was man weiss, dass in der Schweiz rund 90 Milliarden Franken vererbt werden. Jährlich. Und nur rund 400 bis 500 Millionen Franken werden in Form von Vermächtnissen verteilt. Das WunschErbe-Team ist der Meinung, dass dieser Prozentsatz höher sein könnte und so viel Gutes getan werden kann.
Wer Geld sammeln will, kann dies auch über Crowdfunding-Plattformen tun. Was ist bei Ihnen anders?
Ja, für Start-ups ist dies eine gängige Praxis. Bei Crowdfunding bezahlen viele einen kleinen Teil der gewünschten Summe. Das Crowdfunding kommt aber nur zustande, wenn der gewünschte Betrag erreicht oder übertroffen wurde. So kann es gut passieren, dass die Geldsuchenden schlussendlich selber viel investieren müssen, um an das Geld zu kommen.
Bei WunschErbe.ch braucht es etwas Zeit und Glück, plus zwei, drei gute Engel, damit man bei den Testamenten berücksichtigt wird. Je nachdem, kann dies sehr lukrativ sein.