Es gibt kaum Schweizer, die beim Golfen so viel erreichten wie Markus Frank: In verschiedenen Altersklassen wurde der St. Galler 20-mal Schweizer- und 3-mal Europameister – zuletzt vor 7 Jahren in der Kategorie 50+. Anfangs der 80er-Jahre war er bei den Weltmeisterschaften der zweitbeste Europäer.
2017 gewann Markus Frank an der EM einen Pokal (Bild zvg).
Erfüllen ihn diese Leistungen mit Stolz?
«Sicher, obwohl für mich Erfolge nicht alles entscheidend sind.» Viel besser sei das Glücksgefühl, wenn im entscheidenden Moment ein Golfschlag gelinge.
Der 67-Jährige sitzt an diesem Februarnachmittag in seiner Ferienwohnung in den Bergen, als wir das Videointerview führen. Seine dreijährige Enkelin tritt vor den Bildschirm und winkt in die Kamera. «Ich bin ein Familienmensch», sagt er und lächelt. Dies sei auch das Schöne am Golfen: «Obwohl es keine Mannschaftssportart ist, spielt man es doch gemeinsam – und dies über Generationen hinweg.» Das Alter und Niveau seien Nebensache.
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40 Stunden Sport neben der Schule
So war es vor 54 Jahren auch sein Vater, der den damals 13-Jährigen für diese Sportart begeisterte. Wobei Markus Frank sich schon immer gerne bewegte und als junger Leichtathlet erfolgreich Wettkämpfe bestritt. «Ich mag Sportarten besonders, die technisch anspruchsvoll sind.» Golfen sei da definitiv die Königsdisziplin.
Sein Vater wollte, dass er dies anständig lernt und schickte ihn zu Alfonso Angelino – einem der besten Golfer der damaligen Zeit. Die nächsten 20 Jahre traf Frank ihn mindestens einmal pro Jahr, um an seiner Technik zu feilen. Er war ein talentierter Schüler. Als 17-Jähriger erreichte er bereits das Handicap 0, was nur ausserordentliche gute Spieler schaffen. Im gleichen Jahr wurde er Junior-Europameister.
Sein Golflehrer sah ihn im Profisport, doch Franks Vater stellte sich dagegen: «Ich sollte die Matur machen und studieren.» Also betrieb er als Gymnasiast und später als Student weiterhin intensiv Sport– zusammen mit Volleyball kamen so etwa 40 Stunden zusammen.
«Das Leben als Profisportler war nichts für mich»
Nachdem er sein Architekturstudium nach zwei Semestern abgebrochen hatte, durfte er mit dem väterlichen Segen sich ein Jahr lang ganz auf das Golfen konzentrieren: «Ich reiste auf der ganzen Welt rum und bestritt erfolgreich Wettkämpfe.» Trotzdem merkte er rasch, dass das Leben als Profisportler nichts für ihn ist: «Ich konnte mir nicht vorstellen, nur aus dem Koffer zu leben und von Sponsoren abhängig zu sein.»
Markus Frank nahm ein Volkswirtschaftsstudium an der Universität St. Gallen (HSG) auf; das Golfen war für ihn weiterhin die wichtigste Nebensache. Etwas weniger Zeit investierte er in den Sport, als er anfing zu arbeiten und eine Familie gründete.
Markus Frank mit seinen inzwischen erwachsenen Kindern auf der jährlichen Golfrunde. «Das ist jedes Mal ein Highlight.» (Bilder: zvg)
Trotzdem rückte der Sport nie in den Hintergrund: «Ich schaffte es zum Glück, meine Frau und drei Kinder für das Golfen zu begeistern und konnte dank eines grosszügigen Arbeitgebers viele Wettkämpfe bestreiten.» Das Golfen war stets der perfekte Ausgleich für ihn, insbesondere wenn ihn berufliche Probleme beschäftigten. «Diese werden viel kleiner, wenn du vier Stunden auf dem Platz stehst und dich nur auf das Spiel konzentrierst.» Die beste Psychohygiene überhaupt: «Plötzlich hast du ganz neue Ideen.»
Karriere bei der HSG und beim Golfen
Als Volkswirtschaftler beim Bund, Berater und zuletzt als langjähriges Geschäftsleitungsmitglied der HSG machte er beruflich Karriere – seit seiner Pensionierung vor zwei Jahren arbeitet er in einem kleinen Pensum als Strategieberater: «Es ist ein Privileg, so viel Zeit zu haben.» Ein grosser Teil davon geht für den Golfsport drauf. Seit zwei Jahren ist er Captain der Schweizer Senioren-Nationalmannschaft: «Gemeinsam an Wettkämpfe zu gehen, ist ein grossartiges Erlebnis.»
Schweizer Senioren-Nationalmannschaft an den Team-EM in Tallin, Estland. Sie wurde 9 (Bild: zvg).
Mindestens genauso erfüllend sind die scheinbar gewöhnlichen Begegnungen auf dem Platz des Ostschweizerischen Golf Clubs Niederbühren, auf dem er als Mitglied mehrmals wöchentlich trainiert. Dabei lernt er seine Mitspieler sehr gut kennen – auch wie sie auf sogenannte Misserfolge reagieren. «Einige werden wütend oder wollen sofort alles hinschmeissen, wenn ein Schuss daneben geht.» Dabei könne man genau aus diesen Fehlern lernen: «Die psychische Verfassung ist massgeblich für den Erfolg beim Golfen.»
Mit seiner Frau ist Monica ist Markus Frank regelmässig auf dem Golfplatz unterwegs - das Foto stammt vom Dezember 2022 (Bild: zvg).
«Man trainiert seinen Geist und Körper»
Er sei noch immer kompetitiv unterwegs, so Frank – Schweizermeister bei den Senioren sei ein realistisches Ziel. Und einen Podestplatz bei der Europameisterschaft? «Eher nicht. Da muss ich gegen 50-Jährige antreten, die sehr stark sind.»
Trotzdem merkt man, dass seine Begeisterung ungebrochen ist, wenn er mit leuchtenden Augen die Regeln dieses Spiels erklärt. Für den Laien eine Wissenschaft für sich, die man aber in jedem Alter lernen kann. «Dafür ist es niemals zu spät, wenn man einigermassen fit ist.» Wichtig für die Freude am Spiel, sei aber die richtige Technik: «Am besten, man nimmt dafür einige Stunden bei einem Golflehrer.» Dies reduziere auch die Gefahr von Verletzungen.
Richtig gespielt sei aber Golfen die beste Gesundheitsprävention bis ins hohe Alter: «Man trainiert spielerisch seinen Geist und Körper.» Und sei an der frischen Luft. Die Schreiberin denkt vor allem an Spieler, die mit kleinen Fahrzeugen zu ihren Bahnen fahren. Doch Frank interveniert. «In der Schweiz ist man auf dem Platz in der Regel zu Fuss unterwegs – pro Runde sind das etwa acht Kilometer.»
Das Siegerfoto Senioren Interclub zeigt die Clubmannschaft OSGC Niederbüren. Sie gewann die Clubmannschaft-Schweizermeisterschaften (Bild: zvg).