Investitionen in Weingüter sprengen wohl den allgemeinen Rahmen der Altersvorsorge. Um ein Weingut zu erwerben, braucht es genügend Energie und finanzielle Mittel. Damit kreiert man seinen eigenen Wein und betreibt Produktion und Verkauf. Es gibt viele Schweizerinnen und Schweizer, die auf der ganzen Welt in Weingüter investieren und diese erfolgreich betreiben.
Zwei davon haben auch in die Helvetic Care AG investiert: Daniel Schätti betreibt das Weingut Davinum in der Toskana. Michel Rébier (Miteigentümer von aevis) besitzt mehrere Weingüter – unter anderem das grossartige Schloss Cos d‘Estournel im Bordeaux.
Daneben gibt es noch viele weitere bekannte Investitionen von Schweizerinnen und Schweizern in Weingüter – z. B. Silvio Denz, Rudolf Bindella oder die Familie Widmer. Das Spektrum reicht zudem weit über Italien und Frankreich hinaus: In der portugiesischen Region Dão gibt es mit Peter Eckerts Quinta das Marias ein erfolgreiches Weingut. Und zu guter Letzt: Wer unter den Weinfreundinnen und -freunden kennt den Namen Hess nicht? Die Familie entdeckte bereits vor langer Zeit die Westküste der USA und hat sie für den Wein erobert.
Peter Eckert produziert in Portugal Spitzenwein.
Ihnen allen ist eigen, dass sie ein unternehmerisches Risiko eingehen. Die Frage ist: Gelingt es ihnen über Jahre hinweg qualitativ guten Wein zu produzieren und diesen am lokalen oder internationalen Markt auch erfolgreich zu veräussern?
Wein eignet sich grundsätzlich auch als Investitionskategorie, genau gleich wie Aktien oder Obligationen. Man kauft Wein, um diesen später erfolgreich absetzen zu können.
Der Weinhandel ist weltweit ein grosser Markt. Zudem ist den hochwertigen Weinen zu eigen, dass sie mit zunehmendem Alter besser und damit (so die Annahme) auch teurer werden.
Um systematisch in Weine zu investieren, braucht man viel Knowhow. Man sollte etwas von Wein und gleichzeitig vom internationalen Weinhandel verstehen. In der Vergangenheit waren seitens der wachsenden Wirtschaftsmacht China vor allem Spitzengewächse aus dem Bordeaux und die Edel-Toskaner gesucht. Entsprechend positiv haben sich deren Preise entwickelt.
Interessant ist in diesem Zusammenhang auch der Besuch einer Weinauktion. Wenn Sie Weine veräussern möchten, dann können diese über ein Auktionshaus versteigert werden. Ob eine erhöhte Nachfrage auch in Zukunft anhält, ist spekulativ.
Doch nun zu meiner privaten Weinsammlung: Als ich 2005 mit dem Einkauf von Wein (Subskription) begonnen habe, da habe ich immer gesagt: Wenigstens hast du dann im Alter schon mal einige Flaschen zur Seite gelegt, das ist quasi deine Altersvorsorge in Naturalien.
Anstelle des für Krisenzeiten proklamierten Mineralwassers, ist wenigstens immer ein wenig Wein vorhanden. Die Krisenzeiten wurden in meinen Gedanken immer länger und entsprechend wurde der Weinkeller immer grösser.
Auf die Frage hin, weshalb hast du denn so viel Wein, pflegte ich zu sagen: «Wenn ich den nicht selbst trinke, dann wird er immer mehr Wert haben und ich kann diesen ‹gewinnbringend› verkaufen.»
Das war – zugegeben – nur eine Ausflucht, um nicht dem Verdacht eines Alkoholikers oder eines Spinners ausgesetzt zu sein. In Wirklichkeit bereitete mir diese Art des Sammelns und der Altersvorsorge einfach unheimlich viel Freude. Und ja, auch der Weinkonsum gehört dazu - wenn auch in einem gewissen Mass. Fakt ist aber, um in Wein zu investieren, sind gewisse Dinge unablässig.
Die wichtigste aller Voraussetzungen ist das nachhaltige Interesse an Wein. Man sollte Wein lieben und geniessen, Freude daran haben, den richtigen Wein zum entsprechenden Essen zu bestellen…
Genau da unterscheidet sich die Spreu vom Weizen: Manchmal schmerzt es mich, wenn ich sehe, wie die Weine viel zu jung bestellt und getrunken werden. Es schmerzt, wenn die Unterschiede zwischen Merlot, Cabernet Sauvignon und Zinfandel nicht bekannt sind…
Man sollte wissen, weshalb man in welchen Wein investieren will. Weine, die zeitlos sind und mit dem Alter besser werden, sind geeigneter als solche, die nach kurzer Zeit verderben. Auch kann sich der Geschmack über die Zeit verändern. So trinke ich schon lange Zeit kaum mehr Amarone, obwohl dieser mir in jungen Jahren sehr zusagte.
Oder: Erst über die Zeit habe ich hervorragende Schweizer Weine (z. B. aus dem Tessin oder der Bündner Herrschaft) entdeckt. Es ist mir bis anhin aber nicht gelungen, da eine systematische Auswahl an verschiedenen Jahrgängen im Keller bereitzuhalten. Meine Schwergewichte sind Bordeaux, ein wenig Toskana und Ribeiro del Duero.
Um auf die eigene Erfahrung zurückzugreifen: Ich habe meine ersten Subskriptionen von Bordeaux im Jahre 2005 gemacht. Ein sogenanntes Spitzenjahr im Bordeaux. Mit dem Trinken dieser Flaschen habe ich bis 2016 zuwarten müssen, eine sehr lange Zeit. Hätte ich damals diese Weine früher geöffnet, so wäre ich nie zu einem für mich wünschenswerten Weinsammler geworden.
Ich habe diese Zeit überbrückt, indem ich immer wieder ältere Bordeaux-Jahrgänge erworben habe. Dazu braucht man natürlich die entsprechenden finanziellen Möglichkeiten.
Wie bereits oben kurz erwähnt, braucht es eine gewisse eigene Logik im Aufbau des Weinkellers. Man muss sich spezialisieren und sich möglichst konsequent daranhalten. Bei mir stand Bordeaux im Vordergrund. Zu Beginn habe ich vor allem jene Weine bestellt, die en vogue waren. Erst mit der Zeit und mit dem Genuss habe ich die Unterschiede zwischen St. Julien, St. Emilion, Pauillac, Margaux etc. kennengelernt. Das gibt dann beim Einkauf plötzlich viel mehr Spielvarianten.
Aktiv muss man sich dann aber auch mit den lokalen Wettergegebenheiten und den Preisvergleichen bei Subskriptionen auseinandersetzen. Erstaunlich, wie gross die Differenzen da teilweise sind.
Eine unablässige Voraussetzung ist auch ein entsprechender Weinkeller. Es ist schade und wertvernichtend, wenn Weine nicht professionell gelagert werden. Dabei braucht es nicht so viel: Eine Lagerung in einem Raum, in dem die Temperaturen ziemlich konstant und tief bleiben, ist ideal. Deshalb sind Kellerräume im Erdreich besonders geeignet.
Man kann sich auch einen Raum mit entsprechender Klimaausgestaltung einrichten, das lohnt sich. Im Weiteren besteht bei verschiedenen Weinhändlern (z. B. Mövenpick) die Möglichkeit, diese professionell einlagern und erst kurz vor dem Konsum ausliefern zu lassen.
Und dann geht es beim Wein, wie bei allen Vorsorgewerken: Der Übergang von Sparen zu Entsparen, vom Auf- zum Abbauen, fällt nicht ganz leicht! Irgendwann muss man sich sagen, jetzt ist genügend da, um davon zu zehren.
Diesen Schritt habe ich zumindest, was den Bordeaux anbelangt, gemacht. Mit dem Wein 2020 habe ich mit Subskriptionen aufgehört. Ich habe den Eindruck, dass ich genügend dieser Weine im Keller habe.
Gut, ich muss zugeben, dass ich dem Weinkauf auch aktuell nicht gänzlich die kalte Schulter zeige. Ich bin gerade an der Überlegung, ob nicht einige aus der Bündner Herrschaft den Weinkeller gut ergänzen könnten. Aber solche Käufe beruhen dann mehr auf Ergänzung und weniger auf längerfristigen Perspektiven.
Eine oder mehrere Flaschen zu öffnen, muss Freude bereiten. Die Grosszügigkeit im Umgang mit Wein macht diesen erst so richtig gut. Wer sich im Weinkeller umschaut und sich fragt, welchen Einstandspreis man für den Wein bezahlt hat und ob dieser für den anstehenden Besuch auch angemessen oder übertrieben ist, beraubt sich jeglicher Freude.
Wein als Altersvorsorge in Naturalien bedingt trotz der Langfristigkeit der Anlage einen natürlichen und spontanen Umgang damit.
Zum Wohl und zwar genau jetzt und in diesem Moment!
Otto Bitterli hat sich ein Berufsleben lang an der Schnittstelle zwischen Privat- und Sozialversicherung bewegt. Er kommt ursprünglich von der Privatversicherungsseite (Winterthur) und hat dann bei der Sanitas als Geschäftsleitungsmitglied, als CEO und 1 Jahr als Verwaltungsratspräsident (VRP) gearbeitet. Aktuell ist er Berater und in mehreren VR und Boards tätig, unter anderem als VRP der Helvetic Care.