«Ich kümmere mich nicht besonders gerne um die Finanzen. Da bin ich wohl ganz ein Künstler. Es ist schon vorgekommen, dass man mich nach Konzerten dran erinnern musste, dass ich noch eine Gage kassieren sollte.
Ich bin Musiker, weil es mir Freude macht. Das ist für mich keine Arbeit, sondern eine Berufung. Richtig arbeiten, also irgendwo schuften und darauf warten, bis man endlich Feierabend oder Ferien hat, musste ich in meinem Leben fast nie.
Toni Vescoli steht auch noch im Alter auf der Bühne.
Musik machte er schon in jungen Jahren. Hier 1959 (Bilder zvg).
1965 waren die Haare schon etwas länger.
1974 als junger Unterhaltungsredaktor.
Dieses Bild stammt aus dem Jahr 1983.
In den 90er-Jahren war Vescoli Erzähler der Pingu-Hörspiele.
Hier ein Bild mit seiner Band Les Sauterelles.
Ein Talent sollte man nicht verschwenden
Weil ich nur für ganz kurze Zeit angestellt war, zahlte ich auch nicht in die Pensionskasse ein. Ich hatte das Glück, dass ich von der Musik leben konnte. Das haben in der Schweiz nicht viele.
Klar, man lebt davon nicht in Saus und Braus und manchmal muss man schauen, dass man alle Rechnungen bezahlen kann. Ein Leben als Angestellter mit einer ordentlichen Pension ist da sicher einfacher.
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Aber ich habe nun mal die Gabe, dass ich das Publikum in meinen Bann ziehen kann. Das können längst nicht alle, auch wenn sie noch so gute Musiker oder Sänger sind. Wenn man so ein Talent hat, sollte man es nicht einfach wegwerfen.
Über Toni Vescoli
Toni Vescoli (Jg. 42) gehört seit Jahrzehnten zu den Stars der Schweizer Show- und Musikszene. Die 1962 von ihm gegründete Band Les Sauterelles ging als die «Schweizer Beatles» in die Geschichte ein. Anfang der Siebzigerjahre startete der Zürcher Singer-Songwriter («Schweizer Bob Dylan») seine Karriere als Solokünstler. Vescoli tritt seit vielen Jahren in unterschiedlichen Formationen auf. Mehr Infos und wann 2023 seine nächsten Konzerte stattfinden, finden Sie auf seiner Webseite.
Vescolis WebsiteIch hatte immer ein gutes Händchen mit Immobilien
Unser Glück ist, dass meine Frau Ruthli und ich immer ein gutes Händchen mit Immobilien hatten. Gezwungenermassen, denn in den 60er-Jahren wollte keiner einem Kerl mit langen Haaren und italienischen Namen eine bezahlbare Wohnung vermieten. Wir mussten deshalb 1000 Franken Miete bezahlen, das war damals sehr viel Geld.
Wir beschlossen deshalb, lieber einen Kredit aufzunehmen und kauften dafür mit unserem Ersparten ein altes Bauernhaus auf dem Land. Ich habe dieses im Laufe der 37 Jahre zum Teil selbst umgebaut und konnte es später mit Gewinn verkaufen.
Wir haben nur die AHV
Toni und seine Frau Ruthli vor ihrem Haus in Teneriffa.
In der Zwischenzeit liessen wir uns auf Teneriffa ein Haus bauen, das wir nach 20 Jahren mit Gewinn verkauften und einen Teil des Geldes dann in das Bauernhaus in der Schweiz investierten. Mit dem anderen Teil kauften wir Wohnungen, renovierten sie und verkauften sie wieder. Heute besitzen wir eine grosse Wohnung in der Schweiz sowie zwei Wohnungen in Teneriffa. Eine davon vermieten wir, um unsere Unkosten zu decken.
Dieser Besitz wirft aber auch Fragen auf. Wir wissen ja nicht, wie lange ich noch auf der Bühne stehen kann. Ich werde am 18. Juli 80 Jahre alt.
Ohne die Auftritte müssten meine Frau Ruthli und ich unser Leben neu organisieren, da sie doch eine wichtige Einnahmequelle sind. Sonst haben wir ja nur die AHV.
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Der Besitz wirft viele Fragen auf
Wir könnten unsere Schweizer Wohnung verkaufen und nach Teneriffa auswandern. Von der AHV lebt man dort gut. Allerdings wäre meine Bühnenkarriere dann vorbei, als Schweizer Musiker erreicht man die Spanier nicht.
Eine andere Möglichkeit wäre, in der Schweiz in eine kleinere Wohnung zu ziehen. Für diese müssten wir aber verhältnissmässig viel Geld ausgeben, da die Immobilienpreise in den letzten Jahren stark gestiegen sind.
Auch mögen wir unsere aktuelle Wohnung sehr. Da die Hypothek im Verhältnis zu ihrem Wert sehr klein ist, möchten wir sie mit der Zeit erhöhen, um in Zukunft genug flüssiges Geld zur Verfügung zu haben, falls die Einnahmen durch die Musik einmal ganz aufhören sollten, das weiss man ja nie. Doch eine Hypothek-Aufstockung erlaubt die Gesetzgebung aufgrund unseres Alters nicht mehr.
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Zu den AngebotenWir rechneten nicht damit, dass wir so alt werden
Die Zukunft wird es zeigen, wie wir leben werden. Wir rechneten nicht damit, dass wir so alt werden. Ehrlich gesagt, beschäftigte ich mich nie so gerne mit den Themen Altersvorsorge, Pflegebedürftigkeit oder Tod. Wir haben zwar eine Patientenverfügung und ein Testament, aber vieles sollten wir noch regeln. Man schiebt das so vor sich hin, obwohl es höchste Zeit wäre.
Noch haben meine Frau Ruthli (88) und ich sehr viel Energie. Ich denke Ruthli wird problemlos 100 Jahre alt und ich vielleicht 90. Wir haben beide sehr gute Gene, ernähren uns gesund und bewegen uns regelmässig. Ich habe nie exzessiv gelebt, so wie das viele Künstler tun.
Ich heiratete mit 23 Jahren, mein Ruthli brachte zwei Kinder in unsere Ehe. Als Familienvater kannst du dir nicht die Nächte mit Drogen oder Alkohol um die Ohren schlagen. Der Genuss kam aber in meinem Leben trotzdem nie zu kurz. Ab und zu ein gutes Stück Fleisch oder eis, zwei Gläsli Wy zum Znacht dürfen es schon sein.»
Dieser Artikel wurde bereits Mitte 2022 geschrieben und veröffentlicht. Weil er bei unseren Leserinnen und Lesern sehr gut ankam, publizieren wir ihn zum Jahresende 2022 nochmals.