Als Beatrice Wolff in den 70er-Jahren ein Kind war, bereiteten ihre Eltern am 29. Februar für sie ein besonders grosses Geburtstagsfest vor: «Sie dekorierten alles schön und luden viele Leute ein.» Und es gab tolle Geschenke – etwa ein Velo oder einen Kassettenrekorder.
Nicht verwunderlich, denn der 29. Februar findet nur alle vier Jahre statt und ist mit Abstand das seltenste Geburtsdatum der Schweiz – gemäss dem Bundesamt für Statistik leben rund 5600 Schalttagkinder (Zahlen von 2022) in unserem Land.
«Eigentlich ist es gar nicht dein richtiger Geburtstag»
Auch Beatrice Wolff findet dieses Datum etwas Spezielles: «Ich kenne kein anderes Schalttagkind.» In der Schule habe sie manchmal um eine Cremeschnitte gewettet, dass sie erst 2,5 Jahre alt sei. «Natürlich habe ich stets gewonnen und diese Verpflegung gab mir Energie auf meinem fünf Kilometer langen Schulweg», erzählt sie lachend.
Doch sie erinnert sich auch an das Gefühl, sich für ihren Geburtstag rechtfertigen zu müssen – insbesondere, wenn das Jahr 365 statt 366 Tage hatte. Dann feierte sie am 28. Februar und die Leute gratulierten ihr etwa so: «Alles Gute zum Geburtstag, aber eigentlich ist es gar nicht dein richtiger….» Sicher seien solche Aussagen Neckereien gewesen: «Trotzdem konnte ich dies als Kind nicht so gut einordnen.»
«Für mich gibt es nichts Schöneres»
Heute spielt es für sie keine Rolle mehr, ob sie nun 15 oder 60 Jahre alt ist. Beatrice Wolff aus Burgdorf BE ist mittlerweile Mutter und Grossmutter. Als Abteilungsleiterin für IV-unterstützte Integrationsmassnahmen begleitet sie Menschen mit besonderen Bedürfnissen in ihrer beruflichen Neuausrichtung oder Wiedereingliederung. Sie könne sich auch vorstellen, nach ihrer Pensionierung in einem reduzierten Pensum in der BEWO Genossenschaft, Berufliche Eingliederung und Werkstätte Oberburg tätig zu sein: «Für mich gibt es nichts Schöneres, als diese Menschen auf ihrem Weg zu unterstützen.»
Doch auch ihre Freizeit geniesst sie in vollen Zügen. Sie ist mit ihrem Hund und Partner oft in der Natur unterwegs und liebt das Skifahren. Vor einigen Jahren habe sie die Kunst entdeckt, obwohl sie überhaupt nicht zeichnen könne: «Dafür macht es mir umso mehr Spass, auf Leinwände abstrakte Werke zu malen.» Ausgestellt habe sie diese noch nie. «Meine Bilder waren stets vorher verkauft», erzählt sie lachend.
Keine grosse Party zum 60. Geburtstag
Praktisch ist diese Leidenschaft auch für ihre Liebsten. So ist Beatrice Wolff jeweils überglücklich, wenn sie Farben oder Leinwände zum Geburtstag bekommt. In den vergangenen Schaltjahren hat sie diesen oft gross gefeiert – zuletzt am 29. Februar 2020: «Da war das Haus richtig voll.»
Obwohl sie in diesem Schaltjahr 60 wird, verbringt sie ihren Geburtstag im engen Familienkreis und ihr Partner lädt sie zu einem Überraschungswochenende ein: «Die grosse Party gibt es, wenn ich 80, respektive 20 Jahre alt werde.»
Gebrochene Rippen und eine Platzwunde
Ihr grösser Wunsch ist, dass alle in ihrem Umfeld gesund bleiben: «Und mehr Frieden, Gerechtigkeit und weniger Hunger auf der Welt wären schön.»
Die Hoffnung gebe sie niemals auf, sie sei ein optimistischer Mensch: «Ich glaube immer daran, dass es gut kommt.» Diese Einstellung hilft ihr zurzeit, denn erst Ende Januar stürzte Beatrice Wolff nachts unglücklich auf der Treppe. Mit einer Platzwunde am Kopf und gebrochenen Rippen musste sie notfallmässig ins Spital – viele Bewegungen seien noch schmerzhaft: «Aber ich hatte so viel Glück. Ein solcher Unfall hätte viel schlimmer enden können.»