«Bei der Bestattungsvorsorge geht es vor allem um das Leben»

Hohe Kosten, schwierige Entscheidungen und Hunderte Arbeitsstunden: Nach einem Todesfall gibt es oft familiäre Konflikte. Mit einer Bestattungsvorsorge lassen sich solche Probleme vermeiden. Trotzdem hinke die Schweiz hinterher, so Alexandra Rodriguez von Everlife.ch.

Alexandra Rodriguez
«Erst wenn man den Verlust eines Angehörigen erlebt hat, wird einem bewusst, welch grosse Belastung auf einem zukommt», so Alexandra Rodriguez, Kundenberaterin bei Everlife.ch.
Maja Sommerhalder

Frau Rodriguez, ist der Tod in der Schweiz ein Tabu?
Alexandra Rodriguez*:
Nein. Das Thema ist zwar heikel, aber nur sehr wenige Menschen sprechen überhaupt nicht darüber. Das Problem ist, dass man bisher den eigenen Tod kaum planen konnte – dafür gab es in der Schweiz keine richtigen Angebote. Weil konkrete Lösungen fehlten, hat auch niemand darüber gesprochen.

Warum sollte man denn den eigenen Tod planen?
Erst wenn man den Verlust eines Angehörigen erlebt hat, wird einem die grosse Belastung bewusst. Man ist in Trauer und muss sich gleichzeitig mit so vielen organisatorischen und finanziellen Fragen beschäftigten. Mit Everlife.ch möchten wir das Bewusstsein für diese Problematik schärfen. Denn es steht viel auf dem Spiel.

Über Alexandra Rodriguez

*Alexandra Rodriguez ist bei Everlife.ch für die Kundenbetreuung zuständig. Everlife.ch wurde 2020 lanciert, mit dem Ziel das umfassendste und günstigste Angebot für das Lebensende anzubieten.

Mehr zu Everlife.ch

Everlife.ch gibt es seit 2020. Wie läuft eine Bestattungsvorsorge ab bei Ihnen?
Der Service deckt verschiedene Aspekte des Lebensendes ab, das geht weit über die eigentlichen Bestattungsleistungen hinaus. So kann man bei Everlife.ch zu Lebzeiten einen Vorsorgevertrag abschliessen. Mit diesem kann die Bestattung vorbereitet und im Voraus bezahlt werden. Damit die Kosten nicht überborden, kann man bei uns sämtliche Bestattungsangebote in der Region vergleichen.

Ausserdem bieten wir ein digitales Gedenkportal und einen digitalen Safe. Darin kann man seine Daten sicher speichern und die Weitergabe an die Angehörigen erleichtern. Mit der Vorbereitung des eigenen Todes erspart man seinen Angehörigen viele Arbeitsstunden, da wir dann alles für sie regeln.

Sie erledigen also auch alle administrativen Arbeiten für die Hinterbliebenen?
Genau, diese werden oft unterschätzt. Wer aber schon einmal mit einem Todesfall konfrontiert war, weiss, dass dies eine der grössten Belastungen überhaupt ist. Man muss etwa verschiedene Kündigungen sowie Anmeldungen erledigen und sich um die digitalen Konten kümmern. Der Aufwand dafür wird auf 80 bis 120 Stunden geschätzt.

Ebenfalls muss man sich damit auseinandersetzen, was mit der Hinterlassenschaft passiert.
Aus diesem Grund bieten wir auch Assistenten für die Erstellung eines Testaments, eines Vorsorgeauftrags oder für die Abfassung von Patientenverfügungen.

Wichtig bei einem Todesfall ist auch, dass die Angehörigen während des ganzen Prozesses von unserem Experten unterstützt werden. So können sie sich ganz auf ihre Trauer konzentrieren.

Wie viel kostet eine Bestattungsvorsorge?
Damit unsere Leistungen für möglichst viele Menschen erschwinglich sind, bieten wir eine monatliche Zahlungsweise ab 12.90 Franken an.

Was sollte man vor seinem Tod im Idealfall alles regeln?
Am besten man legt seine Wünsche und seinen letzten Willen klar und deutlich fest. Denn die Angehörigen haben nach einem Todesfall oft nur einige Stunden Zeit, um alles zu planen und zu entscheiden. Nicht selten führen solche Situationen zu familiären Konflikten.

Das Finanzielle belastet zusätzlich.
Richtig. In der Schweiz kostet ein Todesfall insgesamt zwischen 8000 und 10‘000 Franken. Diese beträchtliche Summe muss in der Regel innerhalb von 30 Tagen bezahlt werden. Der Nachlass kann jedoch in dieser Frist nicht geregelt werden, da der Erbschein im Durchschnitt innerhalb von zwei bis sechs Monaten ausgestellt wird. Die Angehörigen müssen also sämtliche Kosten für die Bestattung übernehmen, was jedoch mit unserem Vorsorgeauftrag leicht vermeidbar wäre. Aus diesem Grund haben sich fast 3000 Personen bei uns bereits angemeldet.

Die Gründer von Everlife.ch sind jung. Da beschäftigt man sich doch nicht so gerne mit dem Lebensende.
Fabrice Carrel und Christopher Englund arbeiten seit über 10 Jahren zusammen, zuvor in einer Firma, die einer von ihnen 2011 gegründet hatte. Der Grund für Everlife.ch ist ganz einfach: Sie verloren vor einigen Jahren nahestehende Angehörige.

So mussten sie sich mit all diesen Aspekten auseinandersetzen: der Dringlichkeit und dem Schock, vom Verlust eines Verwandten zu erfahren, der Organisation innerhalb weniger Stunden, ohne jemals zuvor darüber gesprochen zu haben, den administrativen Problemen sowie der Bezahlung der mit dem Tod verbundenen Rechnungen.

In ihrem Fall dauerte es etwa 65 Stunden, um auch nur zu verstehen, was alles zu tun war, und um alle Kündigungen von Verträgen usw. durchzuführen. Schliesslich entstanden noch Kosten durch verspätete Kündigungen. Es waren fast 3500 Franken, die zu den Beerdigungskosten hinzukamen.

Trotzdem ist es etwas seltsam, sich zu Lebzeiten mit seinem eigenen Tod auseinanderzusetzen. 
Aber wir tun es doch bereits. So versichern wir die Risiken Tod und Invalidität etwa mit einer Kranken- oder Lebensversicherung. Eine Bestattungsvorsorge ist lediglich eine Erweiterung davon. Obwohl das Thema relativ heikel ist, geht es vor allem darum, seine grundlegenden Wünsche für sein Ableben festzulegen. Bei diesen Entscheidungen geht es nicht wirklich um den Tod, sondern um das Leben.

Wie meinen Sie das?
Wir legen etwa einen Ort oder Musikstücke für die Zeremonie fest, die uns am Herzen liegen. Oder wir entscheiden, ob wir religiös oder weltlich bestattet werden möchten. Es ist viel einfacher als man denkt, die verschiedenen Aspekte zu regeln. Denn wir begleiten unsere Kundinnen und Kunden während des gesamten Prozesses. Nach dem Abschluss der Bestattungsvorsorge sind diese immer sehr erleichtert.

Angenommen ein Angehöriger stirbt. Welche Fehler beobachten Sie?
Dass man die emotionalen Auswirkungen des Verlustes herunterspielt. Auch wenn wir es gewohnt sind, Entscheidungen zu treffen, verlieren wir bei einem Todesfall unsere Rationalität. Wir werden vom Schmerz überwältigt und leider auch in unseren Fähigkeiten eingeschränkt.

Leider wird man in der Schweiz bei einem Verlust eines Angehörigen nicht immer gut beraten, obwohl wir eines der vorausschauendsten Ländern der Welt sind. Hier sind nur 8 % der Todesfälle durch einen Bestattungsvorsorgevertrag abgedeckt, in Frankreich liegt die Quote bei 25 %, in Holland bei 85 %.

Was machen diese Länder anders?
Ganz einfach: Dort sind viele gute Angebote verfügbar, die für möglichst viele Menschen zugänglich sind.

Nach einem Todesfall ist die Trauer gross. Wie geht man am besten damit um?
Psychologische Hilfe ist wirklich sehr hilfreich, um zu verstehen, was wir gerade durchmachen. Jeder erlebt einen Verlust zwar anders, aber es gibt trotzdem ähnliche Themen. Darum ist die Hilfe einer Spezialistin oder eines Spezialisten sehr wichtig, um seinen psychologischen Zustand und die bevorstehenden Schritte zu verstehen.

Wie lange dauert der Trauerprozess?
Wie oben erläutert, verläuft der Trauerprozess nicht bei allen Menschen gleich, sondern hängt von ihrer Sensibilität, ihrer Beziehung zum Verstorbenen und dem Umgang mit ihren Emotionen ab. Häufig gibt es aber fünf Phasen der Trauer:

1. Schock (Verblüffung, Verleugnung)

2. Verzweiflung (Tränen, Wut)

3. Verhandlung (Der Trauernde versucht, den Verantwortlichen für den Verlust zu finden)

4. Depressionen

5. Akzeptanz

Kann man nach dem Verlust eines geliebten Menschen die Lebensfreude wiederfinden?
Zu dieser sehr persönlichen Frage können wir uns nicht äussern. Einige werden sagen, dass dies der Fall ist, während andere finden, dass es unmöglich ist, einen Verlust zu verarbeiten. Insbesondere, wenn z.B. das eigene Kind stirbt, gibt es keine allgemeine Antwort.

Wir von Everlife.ch sind dazu da, die Familie des Verstorbenen so gut wie möglich zu begleiten und zu entlasten. So kann sie sich so schnell wie möglich wieder auf sich selbst und die Art und Weise konzentrieren, wie sie mit dem Tod eines Angehörigen umgeht.