Helvetic Care fährt aktuell eine Kampagne zu den Halbprivat- und Privatversicherungen. Wie sind Sie persönlich versichert?
Sandra Neeracher Lauper: Ich bin seit meiner Geburt privat versichert. Auch für meine Kinder wählte ich dieses Modell, obwohl meine damalige Versicherung erstaunlicherweise meinte, es sei nicht nötig, Kinder privat versichern zu lassen. Denn sie würden ja sowieso nicht gerne im Einzelzimmer liegen.
Ich sehe das anders: Mir ist die Gesundheit sehr wichtig und es geht bei Weitem nicht nur ums Zimmer. Ich finde, man sollte sich eine Privatversicherung leisten. Man leistet sich ja auch viele andere Dinge, wie teure Ferien oder teure Autos.
Was sind denn für Sie die Vorteile einer privaten Spitalzusatzversicherung?
Viele assoziieren eine Privatversicherung nur mit der Zimmerkategorie und dem Standard der Infrastruktur eines Spitals oder einer Klinik. Heute ist das angesichts der Tatsache, dass man auch auf den allgemeinen Abteilungen in den öffentlichen Spitälern meistens nur noch Einer- und Zweierzimmer haben kann, gar nicht mehr so relevant wie früher.
Was ist denn wichtig?
Am wichtigsten ist für mich die bestmögliche Betreuung im Krankheitsfall. Das heisst, ich will den Arzt und das Spital selbst wählen sowie von einer Behandlung in einer Privatklinik profitieren. Im Vordergrund steht also die freie Arzt- und Spitalwahl. Aber Achtung: Eine Privatversicherung bedeutet leider nicht immer, dass man diese uneingeschränkte Wahl hat. Es hängt immer von der Versicherung und dem jeweiligen Produkt ab. Gewisse Versicherungen schliessen einzelne Kliniken auch in der privaten Zusatzversicherung aus. Man sollte sich also immer genau erkundigen, welche Wahlmöglichkeiten effektiv bestehen.
Sandra Neeracher Lauper ist schon seit fast 20 Jahren als Kommunikationsverantwortliche von Privatkliniken tätig. Seit 2021 ist sie Chief Communication Officer bei der privaten Klinik- und Spitalgruppe Swiss Medical Network, die 21 Kliniken und Spitäler sowie über 60 medizinische Zentren in den drei Hauptsprachregionen der Schweiz betreibt.
Sie sind seit 20 Jahren Kommunikationsverantwortliche von Privatkliniken. Was machen denn diese besser?
Der grösste Vorteil liegt für mich in der Effizienz. Privatkliniken sind kleiner und haben weniger Hierarchien – die Patienten werden nicht von Abteilung zu Abteilung geschickt, bis sie zum richtigen Spezialisten kommen. Man muss auch nicht monatelang auf eine Untersuchung warten, sondern erhält schneller eine Diagnose und die nötige Behandlung. In Privatkliniken kann man viel individueller auf die Bedürfnisse der Patienten eingehen. Alles ist viel persönlicher. Man ist einfach weniger dieser Maschinerie des Gesundheitswesens ausgesetzt.
Wie sieht die persönliche Behandlung konkret aus?
Die Patientin oder der Patient hat von Anfang bis zum Schluss eine einzige Ansprechperson, die teilweise rund um die Uhr erreichbar ist. Meistens ist dies sogar der behandelnde Arzt höchst persönlich. Natürlich ist es auch angenehm, wenn man bei Spitalaufenthalten in einem schönen Zimmer ist, zwischen verschiedenen Menüs wählen oder das Auto gratis in der Tiefgarage parkieren darf. Aber wie schon gesagt: Am wichtigsten ist die persönliche Betreuung durch den selbst gewählten Arzt und die individuelle Ausgestaltung des Spitalaufenthaltes.
Das klingt alles sehr gut. Werden da nie Vorwürfe einer Zweiklassenmedizin laut?
Die Zweiklassenmedizin ist schon seit Längerem Tatsache. Wer mehr bezahlt, bekommt auch mehr. Wobei das Gesundheitssystem in der Schweiz für alle exzellent ist, vor allem im Vergleich mit anderen Ländern.
Egal, ob man allgemein oder privat versichert ist – die Sicherheit und Gesundheit haben natürlich oberste Priorität. Man kann es vielleicht mit der Fliegerei vergleichen: Der Pilot fliegt alle sicher zum Ziel, aber in der Business Class sind der Komfort, der Servicelevel und die Aufmerksamkeit einfach nochmals etwas höher resp. besser.
Werden in den Kliniken der Swiss Medical Network nur Privatpatienten behandelt?
Nein, wir haben je nach Spital/Klinik und Kanton auch einen beachtlichen Anteil an allgemeinversicherten Patienten. In unseren Listenspitälern oder den Kliniken mit einem Leistungsauftrag behandeln wir Patienten aus allen Versicherungsklassen. Im Berner Jura betreiben wir zwei ehemals öffentliche Spitäler. Auch in unseren Vertragsspitälern im Kanton Zürich und im Kanton Waadt kann man sich als Allgemeinversicherter operieren lassen, dann jedoch mit einem sog. Selbstzahler-Upgrade, welcher die Klinikmehrleistungen und das halbprivate oder private Arzthonorar umfassen.
Das Swiss Medical Network betreibt 21 Privatkliniken und Spitäler in der Schweiz – ein Einblick.
Dann braucht man ja nicht zwingend eine Privatversicherung.
Bei sehr grossen Eingriffen mit langem Spitalaufenthalt kann das für Allgemeinversicherte ins Geld gehen, man braucht also ein gewisses Polster. Mit einer Privatversicherung ist man da sorgloser unterwegs.
An dieser Stelle muss man vielleicht noch präzisieren, dass die Versicherungskategorie vor allem bei stationären Behandlungen ins Gewicht fällt. Bei ambulanten Behandlungen gibt es diese Unterschiede nicht, resp. nur wenige Versicherungsprodukte, die zwischen allgemein, halbprivat und privat unterscheiden. Demzufolge wird in unseren Kliniken und Spitälern das gesamte ambulante Angebot allen Patienten angeboten, unabhängig derer Versicherungskategorie.
Eine halbprivate oder private Spitalzusatzversicherung muss man sich leisten könnten. Gerade im Alter steigt meistens die Prämie – pro Monat können das schon mal 1000 Franken sein.
80 Prozent der Gesundheitskosten fallen im letzten Drittel des Lebens an. Dass die Prämien mit dem Alter ansteigen, ist also nachvollziehbar. Es werden aber gerade im letzten Lebensabschnitt noch sehr viele und teure Behandlungen durchgeführt, die nicht mehr zielführend sind. Es stellt sich die Frage der Verhältnismässigkeit. Immerhin kann man sagen, dass der wesentliche Prämienanstieg primär in der Grundversicherung erfolgt und nicht in der Zusatzversicherung. Nichtsdestotrotz ist eine gewisse Prämienhöhe dann einfach für viele nicht mehr tragbar, also verzichtet man auf die Zusätze.
Vielleicht wäre ein alternatives Versicherungsmodell interessant – etwa, dass man wie bei einer Lebensversicherung Kapital anspart und im Alter davon zerren kann.
Können Sie das genauer beschreiben?
Es gibt auch integrierte Versorgungsmodelle, die auf der Basis von Kopfprämien und nicht auf der Verrechenbarkeit einzelner Leistungen beruhen. Der Vorteil dieses Ansatzes, den wir übrigens auch im Berner Jura verfolgen, ist, dass man den Patienten mit einem Budget über alle Lebensphasen hinaus betreut, Prävention betreibt und Behandlungen koordiniert werden. Heute incentiviert uns das System, möglichst viele Behandlungen durchzuführen.
Eine weitere Möglichkeit ist auch, die Zusatzversicherung zu kündigen, um Geld zu sparen.
Das würde ich nicht machen. Mit dem Alter werden Spitalaufenthalte viel wahrscheinlicher. Da ist es doch schade, wenn man sein ganzes Leben lang Prämie zahlte und im Bedarfsfall auf die Vorteile der Zusatzversicherung wie eben die freie Arzt- und Spitalwahl und den Komfort während des stationären Aufenthaltes verzichten muss.
Haben sich die Bedürfnisse der Privatpatienten in den letzten Jahren verändert?
Ja, die Patienten wollen mehr für ihr Geld – schliesslich sind Halbprivat- und Privatversicherungen teuer und immer weniger Menschen leisten sich diese. Da mittlerweile auch allgemeinversicherte Patienten ein attraktives Angebot bekommen, ist es umso wichtiger, die Vorzüge einer Privatversicherung vermehrt herausstreichen. Man spricht ja auch immer mehr von sog. Mehrleistungen, die für Zusatzversicherte angeboten und auf der Rechnung transparent ausgewiesen werden müssen.
Sind ältere Patientinnen und Patienten anspruchsvoller als die jüngeren?
Das ist verschiedenen. Gewisse Leute brauchen vielleicht mit dem Alter mehr Privatsphäre und eine intensivere Betreuung. Schliesslich haben sie ihr ganzes Leben lang gearbeitet und möchten nun im Krankheitsfall individuell, schnell und so komfortabel wie möglichst behandelt werden.
Andere werden aber jenseits der 70 auch fatalistischer, ist mein Eindruck. Sie sind der Ansicht, dass sie ein schönes Leben hatten und dass es nun egal ist, welche medizinische Betreuung sie erhalten. Ebenfalls sind ältere Menschen es mehr gewohnt zu warten als die jüngeren. Geduld ist zwar eine Tugend, aber wenn es um die Gesundheit geht, ist es oft ratsam, wenn man auf eine schnelle Behandlung pocht.
Schweizer Spitäler haben einen guten Ruf. Behandeln Sie in Ihren Kliniken viele Patientinnen und Patienten aus dem Ausland?
Tatsächlich hat die Schweiz im Vergleich zu vielen anderen Ländern ein hervorragendes Gesundheitssystem – Menschen aus dem Ausland schätzen bei uns nicht nur die Qualität der Behandlung, sondern auch die Diskretion.
Gewöhnlich behandeln wir viele Patienten aus Russland sowie dem asiatischen und arabischen Raum. Aufgrund des Krieges und der Coronakrise kommen aber viel weniger in die Schweiz als gewohnt, was wir sehr bedauern.
Welche Fachgebiete sind in den Kliniken des Swiss Medical Networks bei den Patienten aus dem Ausland besonders gefragt?
Schwierig zu sagen, wir bieten auch unseren ausländischen Patienten das gesamte Spektrum an. Ich würde sagen, dass die Onkologie, die Orthopädische Chirurgie, die Thoraxchirurgie oder die Viszeralchirurgie und natürlich die Geburtshilfe besonders nachgefragt werden. Auch wer eine langwierige Behandlung vor sich hat, kommt gerne zu uns. Etwa bei Krebs oder bei komplexen Gelenkoperationen profitieren viele gerne vom Komfort und dem persönlichen Ambiente in Privatkliniken.
Möchten Sie wissen, wie sich die Prämie Ihrer halbprivaten und privaten Spitalzusatzversicherung entwickelt? Dann fragen Sie bei Ihrer Versicherung nach.
Eine Vorlage des Mails erhalten Sie, wenn Sie auf den jeweiligen Link Ihrer Krankenkasse klicken. Ein vorgeschriebenes Mail öffnet sich in Ihrer Mail-Applikation und Sie brauchen nur noch auf «Senden» klicken.
Falls Sie uns Ihre Entwicklung per Mail zustellen, dann werden wir eine Übersicht über die unterschiedlichen Entwicklungen pro Versicherer publizieren, sodass Sie sich künftig direkt bei helveticcare.ch informieren können.
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